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Als Anfänger in der Filmbranche

In diesem Artikel beschäftigen wir uns mit Anfängern in der Filmbranche und wie diese leider oft behandelt werden. Viele Dinge habe ich auch selbst erlebt und möchte meine Erfahrungen schildern. In diesem Artikel schildere ich natürlich meine eigenen Erfahrungen, nicht die ganze Branche ist so. Aber bei Gesprächen mit anderen Filmemachern wurden mir aber auch ähnliche Erfahrungen geschildert.

Arbeit in der Filmbranche

Wenn ihr mit dem Filmen anfangt, werdet ihr wahrscheinlich auch mit kleineren Jobs wie Event- und Messefilme starten. Bei diesen Jobs kann es sein, dass ihr auch auf langjährige „Profis“ trefft. Bei den „Profis“ gibt es mehrere Arten. Es gibt die, die sich freuen, jemand Neues kennenzulernen und den einen oder anderen Tipp für den Anfang geben. Es gibt die, die sofort sehr verhalten und eher abwertend reagieren, weil man ja ein neuer ist und potenzielle Aufträge „wegnimmt“ und es gibt natürlich auch die, die einen komplett ignorieren, weil man als Anfänger ganz weit unten steht *hust hust*

Gesprächsthema Technik

Mit einigen von diesen Profis kommt man natürlich ins Gespräch und oft geht es direkt um die Technik, weil das ja beim ersten Kennenlernen oft ein gemeinsames Thema ist.

Am Anfang der Karriere hat man ja in der Regel noch nicht so viel Geld für Technik und hat unter Umständen einfach noch günstigere Dinge für Einsteiger. Wenn man sich dann über die Technik unterhält, kommt oft der Hinweis der langjährigen „Profis“, dass man ja billige Technik hat und man damit ja eigentlich nicht arbeiten kann. 

Ich kann mich noch gut an ein Event 2011 erinnern. Ich war damals noch mit meiner ersten DSLR der Canon 550D unterwegs. Ich habe mich dann auf dem Event mit einem etablierten Fotograf unterhalten und nach einer Zeit hat er natürlich meine 550D kommentiert. „Du brauchst unbedingt eine Vollformatkamera wie die 5D, sonst kannst du nicht richtig arbeiten.“ Diese Aussage hat mich damals sehr stark geprägt und ich habe wirklich gedacht, dass man unbedingt eine Vollformatkamera als Profi braucht. Ein echter „Profi“, der sich selbst auch noch DOP (habe auch noch seine Visitenkarten mit dieser Bezeichnung) genannt hat, hat mir das ja schließlich gesagt (Damals dachte ich natürlich auch, dass sich nicht einfach jeder DOP nennen kann). 

Vollformat Hype

2012 hab ich dann auch eine 5D gekauft und ich war natürlich erst einmal von den neuen Möglichkeiten fasziniert. Endlich konnte ich die Bilder mit der krassen Unschärfe machen, die man ja sonst nur von Profis gesehen hat. Deutlich besser wurden meine Bilder dadurch aber nicht. Erst ein paar Jahre später habe ich gelernt, dass es vollkommen egal ist, mit welchem Sensor man ein Bild macht. Es kommt genauso auf die Optik, das Licht, den Bildausschnitt, das Setting und vieles mehr an. Am Ende ist der verwendete Sensor nebensächlich. Man sieht aber, was ein Satz anrichten kann.

Alte Technik dissen 

Ich habe noch ein weiteres Beispiel für euch, das noch nicht so lange her ist. 2019 habe ich bei einem Kurzfilm in einer anderen Stadt (und in einem anderen Bundesland, eher Richtung Osten) mitgewirkt. Bei diesem Kurzfilm wurden oft meine alten Lampen kommentiert und belächelt. 

Kurz zu den älteren Lampen: 2014 habe ich über eBay zwei ältere Kinoflos und Kobold HMIs gekauft. Damals waren die Lampen wahrscheinlich auch schon über 15 Jahre alt. Aber es war zum damaligen Zeitpunkt eine gute Investition. LEDs waren einfach noch nicht so weit und aktuelle Kinoflos oder aktuelle HMIs von ARRI waren einfach nicht im Budget. Aber so ist das eben in einer kleinen Stadt ohne Filmverleih, hier muss man selbst in die Technik investieren und hier schaut man am Anfang natürlich immer sehr aufs Geld. Natürlich empfehlen euch alle (ich auch oft) in die richtige Technik zu investieren. Der Spruch „Wer billig kauft, kauft zweimal“ stimmt natürlich zu 100%. Wenn man aber gar nichts kauft und keinen Verleih hat, kann man oft überhaupt nicht arbeiten. Und Kinoflo und Kobold sind ja auch nicht unbedingt Billig-Anbieter 😉

die lichtfänger HMI Lampen
die lichtfänger weiches licht mit kinoflo

Zurück zum Kurzfilm. Ich habe bei diesem Dreh meine eigene Technik mitgebracht, weil ich vom Produzenten gefragt wurde, ob ich das machen kann. Ich wusste nicht, dass man eigentlich noch ein Techniksponsoring von einem Lichtverleih hatte und man die komplette Technik leihen konnte. Meine Lampen, Stative und Grip waren eigentlich komplett überflüssig. Hier gab es ein Kommunikationsproblem, das diese leichten „Frotzeleien“ hervorgebracht hat. 

Versteht mich nicht falsch, ich hatte sehr viel Spaß auf diesem Dreh und hab sehr viel gelernt. Die Zusammenarbeit mit den anderen war auch hervorragend. Ich denke trotzdem heute noch über diese Kommentare nach. Die anderen haben es wahrscheinlich schon komplett vergessen.

Ich habe inzwischen viel mehr Respekt vor Filmemachern, die aus einer kleineren Stadt kommen und mit der eigenen Technik drehen. Diese haben die komplette Technik meist selbst erarbeitet und sind eben das Risiko eingegangen, auch mal in teurere Dinge zu investieren. Natürlich ist Leihen fast immer besser, aber nicht jeder hat eben den Luxus einen oder mehrere Verleihe in der eigenen Stadt zu haben. 

Fazit

Schämt euch nicht für eure Technik. Es kommt immer darauf an, was man damit macht. Wie oft sieht man vermeintlich krasse Leute, mit einer ALEXA und denkt sich dann beim fertigen Film *meh*. Das denke ich mir bei meinen eigenen Sachen natürlich auch oft. 

Gleichgesinnte finden

Ein weitere Tipp von mir ist, dass ihr unbedingt Gleichgesinnte in eurer Stadt oder Region finden müsst. 

Als Anfänger ist man zunächst natürlich oft mal alleine unterwegs. Man hat oft noch nicht so einen Überblick über die Branche in der Region und kennt auch oft noch keine anderen Filmemacher*Innen. Erst nach einer Zeit kann man sich ein Netzwerk aufbauen. 

Andere Filminteressierte findet man oft in der eigenen Umgebung. Oft gibt es Filmclubs, Stammtische oder andere Treffen. 

Dieser Austausch ist wichtig, aber nach meiner Erfahrung findet eine Zusammenarbeit nicht unbedingt sofort statt. Manchmal auch nie. 

Ich würde euch empfehlen auch nicht gleich mit jedem zusammenzuarbeiten, ihr müsste vorher erst herausfinden, ob ihr persönlich und professionell zusammenpasst. Gerade einen ähnlichen Geschmack finde ich sehr wichtig. Achtet bei anderen auch auf den Umgang am Set. Andere Departments nieder machen ist für mich ein NoGo. 

*es handelt sich um Fotokoch-, Amazon-, EBay-, SmallRig oder Thomann-Affiliate Links.
Das bedeutet, ich bekomme eine Miniprovision, wenn jemand etwas kauft,
das Produkt wird dadurch nicht teurer.

Josef Sälzle DIE LICHTFÄNGER

Hi, ich bin Josef, Kameramann und Filmemacher.
Ich schreibe in meinem DIE LICHTFÄNGER Blog über die Theorie des Filmemachens,
schaue mir die Technik an und gebe euch Tutorials zu unterschiedlichsten Themen.

Ich möchte betonen, dass meine Artikel kostenlos sind und ich auf meinem Blog ausschließlich
Werbung für meine eigenen Produkte mache. Wenn ihr mich und meinen kostenlosen Blog
unterstützen möchtet, kauft gerne meine Produkte.

Mit meiner Filmproduktion DIE LICHTFÄNGER mache ich Filme
für Unternehmen sowie für Selbstständige.
Bei Fragen könnt ihr mir gerne eine Mail schreiben.

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