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Farbkorrektur – Sollte man LUTs oder LUT-Packs kaufen?

In diesem Artikel beschäftigen wir uns mit einem kleinen Teil der Farbkorrektur, die Arbeit mit LUTs bzw. sollte man sich LUTs/LUT-Packs für die schnelle Farbkorrektur kaufen. 

Kurze Antwort: Nein, Lange Antwort: Jein. 

Inhaltsverzeichnis:

Was ist eine LUT

Zu erst schauen wir uns an, was eine LUT überhaupt ist. LUT bedeutet Look Up Table oder auf Deutsch Umsetzungstabellen.  

LUTs werden übrigens nicht nur bei der Farbkorrektur verwendet, sondern auch in der Informatik. Hierbei sollen aufwändigere Berechnungen und hoher Speicherverbrauch vermieden werden. Die Logarithmentafel ist übrigens ein Vorläufer der LUTs. Hier konnte man schnell ein Ergebnis für bestimmte Berechnungen bekommen, in dem man einfach in der Tafel das Ergebnis nachschauen konnte. So ähnlich funktioniert eine LUT. 

Eine LUT ist mehr als ein Preset

Viele bezeichnet LUTs als eine Art Preset/Voreinstellung, die man braucht, damit das Filmmaterial gut aussieht. Aber das stimmt nicht so ganz. Ein Preset ist oft optional, wenn man aber mit LOG-Material arbeitet, dann ist eine LUT entscheidend. Und für mich mehr, als ein Preset. Es gibt unterschiedliche Arten von LUTs und wir beschränken uns in diesem Artikel auf REC709-LUTs und Kreativ-LUTs. Die Kreativ-LUTs ähneln einem Preset noch etwas mehr, aber für mich sind diese LUTs auch keine Presets. 

Bei einer LUT werden mittels einer mathematischen Funktion bestehende Farbwerte (LOG-Rohmaterial) auf Zielfarbwerte (z. B. REC709) gebracht. Das Filmmaterial wird für die Betrachtung aufbereitet. 

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In LOG aufzeichnen

Bei vielen professionellen und semiprofessionellen Kameras kann man mit sogenannten LOG-Profilen aufzeichnen. Das Bildmaterial sieht dann sehr kontrastarm und entsättigt aus. Man versucht hier möglichst viele Bildinformationen im Rohmaterial zu erhalten. So kann man auch bei Motiven mit einem sehr hohen Kontrastumfang (Gegenlicht) noch Bildinformationen an den jeweiligen Rändern des Histogramms erhalten (keine ausgebrannten Lichter oder abgesoffenen Schatten). 

Mit LOG-Profilen versucht man z. B. die 15 Blendenstufen, die viele Sensoren abbilden können auf eine Codec, der nur 10 Blendenstufen abbilden kann, zu bringen. 

LOG zu REC709

Der REC709 Farbraum entspricht eher unserer normalen Sehgewohnheit. Mit einer REC709 LUT kann man das LOG-Material jetzt in den REC709 Farbraum bringen. 

Hierbei ist es aber auch entscheidend, mit welcher Kamera und mit welchem LOG-Profil man aufgezeichnet hat. Eine Sony A7 III mit SLOG2 verhält sich leicht anders, wie einer Blackmagic Pocket Cinema Camera 4K im Filmprofil. Hier gibt es spezifische REC709 LUTs der Hersteller. Ihr braucht unbedingt die passende LUT für eure Kamera. 

FlatProfiles (noch bekannt aus der DSLR-Zeit) sind übrigens keine LOG-Profile. Damals hatten die DSLRs noch keine spezifischen LOG-Profile, nur REC709 Profile. In der Kamera konnte man diese REC709 Profile noch leicht mit den PictureStyles anpassen. Man konnte den Kontrast, die Farben und die Schärfe anpassen. Bei den alten DSLRs war es aber überhaupt nicht schlimm, dass es keine LOG-Profile gab, da diese Kameras sowieso nur in 8Bit 4:2:0 aufgezeichnet haben. Bei diesen niedrigen Bit-Werten ist eine LOG-Aufnahme überhaupt nicht sinnvoll. 

Monitoring-LUT auf dem Set 

Sobald man aber in LOG aufnimmt, braucht man eine REC709 LUT beim Dreh (Monitoring LUT) und in der Postproduktion eine weitere REC709 LUT, um das Material in den richtigen Farbraum zu bringen. Diese beiden LUTs können natürlich die gleichen LUTs sein. Beim Dreh braucht man die LUT, damit man das LOG Material mit den eigentlichen Farben auf dem Bildschirm betrachten kann. Ohne LUT sieht man ja nur ein flaches Bild. 

Ich kenne aber auch Kameraleute, die lieber das LOG-Profil auf dem Set betrachten. Das kann ich aber nicht verstehen, weil das Bild einfach nicht richtig aussieht. Außerdem gewöhnen sich so alle Beteiligten an dieses flache „falsche“ Bild und sind dann immer negativ überrascht, wenn man das Bild in der Postproduktion mit der REC709 LUT auf die richtigen Kontrastverhältnisse und Farben bringt. Ich würde euch immer empfehlen, mit einer Monitoring LUT auf dem Set zu arbeiten. Bei vielen Fieldmonitoren kann man diese LUTs hochladen. Manche Monitore (SmallHD, Feelworld, PortKeys) haben aber auch schon die gängigen LUTs für viele Kameramodelle gespeichert. 

Mit LUTs in der Farbkorrektur arbeiten

Schauen wir uns jetzt den LUT-Workflow in der Farbkorrektur und ColorGrading an. Es ist ganz einfach, man klatscht einfach die LUT auf das Material und ist dann sofort fertig. Ich hoffe, dass man meinen Sarkasmus herauslesen kann. 

Natürlich ist es nicht ganz so einfach mit den LUTs. Teilweise kann es so einfach sein, aber in der Regel muss man noch ein paar Dinge mehr machen. 

Die LUT (REC709 LUT) bringt das Material, wie bereits erläutert, nur in eine anschaubare Form. Von hier aus kann man dann mit der primären Farbkorrektur anfangen. Heißt, man passt vor der LUT die Belichtung, den Weißabgleich und den Kontrast an. Dann kann man dann natürlich auch noch die sekundäre Farbkorrektur machen. 

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BMPCC4K - Roh
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BMPCC4K - REC709

Nach der Farbkorrektur kommt dann noch das Grading, die REC709 LUT sollte aber immer am Ende sein. Bei DaVinci Resolve kann man dies einfach über den Node Tree steuern. 

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BMPCC4K - GRADE (rough)

In Premiere sollte man die REC709 LUT innerhalb der LumetriEngine beim Punkt Kreativ-LUT einstellen. Wenn man die REC709 LUT als Eingangs-LUT festlegt, erfolgen die weiteren Anpassungen innerhalb der LumetriEngine nach der LUT. Hier verliert man sehr schnell viele Bildinformationen.

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Premiere - Eingangs LUT
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Premiere - Kreativ LUT

Wie bereits geschrieben kann man den LUT-Workflow in Resolve etwas besser kontrollieren, ich setze die Node mit der REC709 LUT und mache alle andere Anpassungen jetzt davor. 

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Nach der REC709LUT kann man jetzt bei Bedarf noch eine Filmstock-LUT oder das Filmconvert-Plugin anwenden. Hierbei muss man aber aufpassen, dass alle weiteren LUTs oder Plugins von REC709 ausgehen müssen. 

Diese Konvertierung zu REC709 muss in DaVinci auch nicht unbedingt über eine LUT erfolgen. In Resolve kann man hier auch mit dem Color Space Transform oder dem ColorManaged Profil arbeiten. Eine dedizierte REC709 LUT ist nicht immer notwendig. Das kommt natürlich auch immer etwas auf eure Kamera an. DaVinci hat bereits viele Kameras hinterlegt, aber eben nicht alle Modelle. 

Kreativ LUTs / Film-LUTs

Jetzt haben wir uns sehr ausgiebig mit REC709 LUTs beschäftigt. Jetzt gibt es die sogenannten Kreativ LUTs. Bei diesen LUTs ist bereits ein sehr spezieller „Look“ (z. B. Teal&Orange oder Kodak Filmstock) hinterlegt. Wenn man diese LUT auf den Clip anwendet, hat der Clip dann bereits einen sehr starken Look. Das kann sehr gut funktionieren. In der Regel ist es damit aber nicht getan. Diese LUT ist auch nur ein Startpunkt. Das Material muss jetzt auch wieder, wie bei der REC709 LUT, angepasst werden. Das liegt daran, dass euer Filmmaterial sehr unterschiedlich sein kann, es gibt ja Außen- und Innenaufnahmen, Nacht- und Tag- oder Kombinationen. Ihr werdet oft auch mit unterschiedlichen Lichtkontrasten und Belichtungen arbeiten. Mit dieser Kreativ-LUT könnt ihr euer Material nur zu einem Teil angleichen. Erst nach der manuellen primären und sekundären Farbkorrektur wird das Material gleich aussehen (außer ihr habt natürlich auf dem Set immer alles genau gleich geleuchtet und belichtet). 

Leider sind aber sehr viele Filmemacher der Meinung, dass man einfach nur eine LUT auf sein Material klatschen muss und dann fertig ist. Deswegen schreibe ich eben auch diesen Artikel. 

LUTs und LUT-Pakete kaufen

Jetzt haben wir gesehen, warum LUTs notwendig sind und wann man keine LUT braucht. Mittlerweile verkaufen ja auch sehr viele YouTuber*innen ihre eigenen LUTs und LUT-Pakete. Besonders gerne wird eine REC709 LUT + drei Kreativ-LUTs für die BMPCC4K/6K angeboten, zumindest sehe ich diese LUTs am meisten. Die BMPCC4K ist eben eine sehr beliebte Kamera. 

Das Material der Youtuber*innen sieht natürlich immer sehr gut aus. Mit Vorher-Nachher Filmbeispielen zeigen sie, welche Wunder ihre LUTs bewirken. 

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Youtube - REC709
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Youtube 2 - REC709
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Blackmagic REC709
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Color Space Transform auf REC709

Mein Problem mit diesen LUTs ist, dass sie oft nur unter ganz bestimmten Bedingungen funktionieren, besonders bei den Kreativ-LUTs. „Leuchte dieses statische Statement genau mit diesem Licht, mit diesen Kontrastverhältnissen und diesen Kameraeinstellungen ein, dann bekommt ihr genau dieses Ergebnis“. Sobald man aber von diesen Einstellungen abweicht, funktioniert die LUT nicht mehr wirklich und das Material sieht sehr komisch aus. Viele YouTuber*innen behaupten aber, dass die LUTs in allen Szenarien funktionieren. Aber es gibt schon einen Unterschied zwischen Indoor und Outdoor, Tageslicht und Kunstlicht, sowie Tag und Nacht. Und jeder leuchtet ja immer etwas anders. 

Hier wird einfach etwas in der Farbkorrektur an den Kontrasten und Farben gedreht und das dann als Kreativ-LUT und OneClick-Lösung verkauft. 

Aber die meisten Youtuber*innen, die diese LUT-Pakete verkaufen, sind keine Coloristen und auch keine Kameraentwickler. 

Meiner Meinung nach sollte man LUTs nicht als OneClick-Lösung verwenden. Man muss das Bild immer noch weiterentwickeln. Leider wird das von den meisten Youtubern nicht erwähnt. Hier hießt es oft nur, verwendet diese LUT und dein Bild sieht immer so aus. 

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Color Space Transform auf REC709 + Farbkorrektur
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Youtube REC709 + Farbkorrektur
Schnelle Farbkorrektur mit LUTs

Natürlich kommt jetzt das Argument, dass man mit LUTs sehr schnell in der Farbkorrektur sein kann. Ein Klick und das Bild sieht gut aus. Warum macht man sich dann überhaupt die Mühe in einem LOG-Profil aufzunehmen? Wenn man möglichst wenig Zeit in der Farbkorrektur verbringen will, dann kann man direkt auch in einem REC709 Bildprofil aufzeichnen. Natürlich muss man hier noch genauer auf die Belichtung achten, da man im Prinzip etwas weniger Dynamik zu Verfügung hat. 

Und wenn man sowieso nur eine LUT am Ende auf das Bild klatschen will, dann kann man auch die Standard LUTs der Hersteller verwenden. Dazu mehr im nächsten Punkt. 

LUTs der Hersteller verwenden

Ich verwende seit einiger Zeit überhaupt keine LUTs mehr von YouTubern, sondern nur noch die LUTs der Hersteller (z. B. RED oder BlackmagicDesign). Die meisten Hersteller haben ihre eigenen LUTs für die LOG-Profile ihrer Kameras. Man kann diese einfach auf der Webseite der Hersteller herunterladen und bei sich auf der Festplatte speichern und dann bei Bedarf im NLE seiner Wahl verwenden. Viele dieser LUTs sind auch schon standardmäßig in Resolve integriert. Diese LUTs sind auch alle kostenlos, warum sollte man also Youtuber*innen für REC709 LUTs bezahlen?

Natürlich kann man auch seine eigene LUT bauen. Wenn man mit RED dreht, dann kann man mit der App REDCINE-X Pro auch seine eigenen LUTs kreieren. In Resolve geht das natürlich auch. 

LUTs von Coloristen kaufen

Ich persönlich habe 1x eine LUT von einem YouTuber für die BMPCC4K gekauft, weil ich mich auch von den Beispielen aus den Videos verführen lassen. Je mehr ich aber diese LUT verwendet hab, desto ähnlicher sah mein Material aus. Ich habe die LUT am Anfang natürlich auch falsch verwendet und nicht mehr wirklich das Bild weiterentwickelt. Nach einer Weile bin ich aber dann zur Standard LUT von Blackmagic für das GEN5-Material aus der Pocket zurückgekehrt. Ab diesem Zeitpunkt habe ich mich auch viel genauer mit der eigentlichen Farbkorrektur in Resolve beschäftigt. 

Natürlich hätte ich die Farbkorrektur auch mit der gekauften LUT machen können, aber warum sollte man überhaupt eine LUT kaufen, wenn die Standard LUT von Resolve ähnliche Ergebnisse liefert und die leichten Unterschiede (z. b. weniger Sättigung in den Rottönen) leicht ausgebessert werden können? Ich sehe hier einfach keinen Vorteil der gekauften LUT. Die Youtuber*innen werden natürlich behaupten, dass ihre LUTs viel besser sind als die jeweiligen LUTs der Hersteller. 

Im Moment bin ich am überlegen, ob ich mir einen PowerGrade von einem professionellen Coloristen zulege. Der Unterschied zu einer normalen LUT ist, dass bei einem PowerGrade der komplette NodeTree dabei ist. Man kann so in die komplette Farbkorrektur eingreifen und so kleinere Anpassungen machen. Man versteht somit auch besser den Prozess der Farbkorrektur. 

Zusammenfassung

Fassen wir zusammen. Mit einer LUT kann man das LOG-Material seiner Kamera korrigieren und in den richtigen Farbraum bringen. Hierbei ist eine LUT aber meiner Meinung nach immer nur der erste Schritt. Danach beginnt die eigentliche Farbkorrektur (Belichtung anpassen, Weißabgleich, PowerWindows etc.). Für mich ist eine LUT keine OneClick-Lösung. Über das Color Space Transform Tool kann man sein LOG-Material auch korrigieren und in den richtigen Farbraum bringen. Man hat hier auch viel mehr Möglichkeiten, als mit einer LUT. 

Ihr könnte natürlich LUT-Packs kaufen, eure Farbkorrektur wird dadurch aber nicht besser, weil ihr das Prinzip dahinter nicht versteht. Mein Tipp, entwickelt euer LOG-Bild doch einmal selber, legt eine Kontrastkurve auf das Material und passt die Sättigung an. Schafft ihr es zu einem ansehnlichen Bild? 

*es handelt sich um Fotokoch-, Amazon-, EBay-, SmallRig oder Thomann-Affiliate Links.
Das bedeutet, ich bekomme eine Miniprovision, wenn jemand etwas kauft,
das Produkt wird dadurch nicht teurer.

Josef Sälzle DIE LICHTFÄNGER

Hi, ich bin Josef, Kameramann und Filmemacher.
Ich schreibe in meinem DIE LICHTFÄNGER Blog über die Theorie des Filmemachens, schaue mir die Technik an
und gebe euch Tutorials zu unterschiedlichsten Themen.

Mit meiner Filmproduktion DIE LICHTFÄNGER mache ich Filme für Unternehmen sowie für Selbstständige. Bei Fragen könnt ihr mir gerne eine Mail schreiben.

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