DLF Warum in 4K filmen?

Auflösung für Filme: Warum man (nicht) in 4K filmen soll

In diesem Artikel beschäftigen wir uns mit der 4K-Auflösung und warum man heutzutage in 4K oder höheren Auflösungen filmen kann, aber nicht muss. Ich gebe euch hier auch ein paar Gründe, die für und gegen die Aufnahme in 4K sprechen. Es wird zwar oft behauptet, dass die Aufnahme in 4K nur Vorteile bringt, dem ist aber nicht so und das werde ich in diesem Artikel auch noch erläutern. Ihr könnt hier auch 4K mit 6K, 8K oder 12K austauschen. Die Argumente für und gegen die jeweilige Auflösung bleiben fast gleich. 

Inhaltsverzeichnis

Einführung

Was heißt es überhaupt, wenn man 4K filmt? 

Es gibt unterschiedliche Arten von 4K, umgangssprachlich nennt man aber alles, was ca. doppelt so groß wie Full-HD ist, 4K. Man muss hier aber unterscheiden. Es gibt 4K und es gibt UHD (Ultra High Definition).

Es gibt hier auch unterschiedliche Bildformate und so können schnell mal ungewünscht schwarze Ränder entstehen und dann fragt man sich, warum man jetzt diese Ränder hat. 

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4K DCI, 4K FLAT, 4K SCOPE und UHD 

Generell kann man zwischen DCI und UHD unterscheiden. DCI bedeutet Digital Cinema Initiatives und hier wird mit einem Seitenverhältnis von 17:9 gearbeitet und bei UHD mit dem typischen 16:9.

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4K DCI hat eine Auflösung von 4096 x 2160,
4K Flat hat eine Auflösung von 3996 x 2160,
4K SCOPE hat eine Auflösung von 4096 x 1716, es werden also in der Höhe weniger Pixel verwendet. Dadurch entsteht ein Seitenverhältnis von 2.39:1. 

Mit 4K Full Aperture hat man noch ein Format, dass dem alten 4/3 sehr ähnlich ist. 

UHD hat dagegen etwas weniger Auflösung in der Breite – 3840 x 2160. Natürlich gibt es hier auch wieder Abwandlungen in der Höhe, diese werden aber oft nicht mehr in der Kamera festgelegt, sondern erst im Schnittprogramm. Die unterschiedlichen DCI-Formate kann man meistens schon in der Kamera festlegen. 

Schwarze Ränder bei 4K auf Full-HD Timeline

Jetzt gehe ich noch schnell auf die schwarzen Ränder ein. Wenn wir in 4K DCI aufzeichnen und dann das Material auf eine Full-HD Timeline bringen, entstehen oben und unten schwarze Ränder, wenn man rechts und links genau an der Bildkante ist. Das liegt daran, weil 4K DCI ein Seitenverhältnis von 17:9 und Full-HD 16:9 hat. Auf einer 2K DCI Timeline hat man keine Ränder mehr, weil man jeweils 17:9 als Seitenverhältnis hat.

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Wenn wir aber eine 16:9 Timeline brauchen, dann muss man das DCI-Material etwas größer skalieren. In DaVinci Resolve kann man dies auch automatisch vom Programm machen lassen, wenn man eine Timeline erstellt. 

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Warum sollte man in 4K filmen? 

Mittlerweile sind wir im 4K-Zeitalter angekommen. Gegenüber Full-HD hat man doppelt so viele Pixel zur Verfügung. Das bringt aber nicht nur Vorteile, im folgenden Abschnitt gebe ich euch ein paar Punkte, die für und gegen die Aufnahme in 4K sprechen:

4K Material nachträglich stabilisieren (auf einer Full-HD oder 2K Timeline)

4K Material, das sich auf einer Timeline mit geringerer Auflösung (Full-HD, 2K) befindet, kann noch stabilisiert werden, ohne dass man Pixel verliert. 

Bei der nachträglichen Stabilisierung wird das Bild von der Schnittsoftware, mit unterschiedlichen Methoden und Algorithmen, hin- und hergeschoben und somit stabilisiert. Bei 4K hat man mehr Pixel zur Verfügung. Dadurch verliert man keine Bildqualität beim Stabilisieren. 

Komplett verwackelte 4K Bilder lassen sich natürlich auch nicht auf einer Full-HD-Timeline stabilisieren. Besonders bei Kameras mit einem starken RollingShutter-Effekt bringt einem das Aufzeichnen in 4K (wenn man später stabilisieren will) nicht viel. Hier verschwendet man dann eher nur Speicherplatz. 

Bildausschnitt nachträglich anpassen

Wenn man in 4K filmt und auf einer HD-Timeline schneidet, kann man den Bildausschnitt im Nachhinein ohne viel Qualitätsverlust anpassen. Man kann zum Beispiel das Bild von 100 % auf 200 % skalieren und dann den Bildausschnitt verschieben, man verliert ihr aber keine Informationen, weil 4K genug Auflösung hat. 

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Das funktioniert aber nur, wenn man auf einer Timeline mit weniger Auflösung als 4K schneidet. Bei einer 4K Timeline kann man natürlich den Bildausschnitt auch anpassen, man verliert hier Bildqualität, weil man auch wieder digital zoomen muss. Wenn man bei einer 4K-Timeline nachträglich den Bildausschnitt ohne Qualitätsverlust anpassen will, muss man in einer höheren Auflösung filmen (z. B. 6K).  

Standbilder exportieren

Mit einer höheren Auflösung kannst du natürlich auch höher aufgelöste Bilder exportieren. Mit einer Full-HD-Kamera konnte man natürlich auch Standbilder exportieren, diese haben aber „nur“ eine Auflösung von 2 Megapixeln. Dies reicht für die meisten Smartphones und Bildschirme, im Privatbereich wird es hier aber eng. Wenn man in 4K filmt, hat man jetzt aber 8 Megapixel zur Verfügung. Hier kann man schon deutlich bessere Standbilder exportieren. Zum Vergleich, meine alte 5D Mark 3 hat einer Auflösung von 22 Megapixeln, groß ausgedruckt sieht man hier natürlich einen Unterschied. 

Erst mit einer Auflösung von 6K kommen wir hier an die Fotoqualität der alten 5D. 

Mehr Bildinformationen bei runtergesampelten 4K

Wenn wir in 4K aufzeichnen und wieder auf einer Full-HD-Timeline schneiden, haben wir schärfere, detailreichere Bilder und wir bekommen auch noch mehr Farbinformationen.

Hier muss ich etwas ausholen. Viele Consumerkameras machen einen Trick bei der Farbabtastung. Um Speicherplatz zu sparen, lassen viele Kameras Farbinformationen pro Pixel weg. Bei einer 4:2:0 Abtastung werden die Farbinformationen nur alle 4 Pixel abgetastet. Das menschliche Auge verzeiht dies aber. In einem separaten Artikel werde ich noch genauer auf die unterschiedlichen Farbabtastungsmethoden eingehen. 

Wenn wir mit einer 4K Kamera auch nur 4:2:0 haben und dieses Material dann auf Full-HD skalieren. Bekommen wir mehr Farbinformationen pro Pixel – nämlich jetzt bei jedem Pixel – das entspricht einer Farbabtastung von 4:4:4. 

Mehr 4K Bildschirme auf dem Markt

Mittlerweile gibt es viel mehr 4K Bildschirme auf dem Markt. So kann man seine 4K-Inhalte auch in der richtigen Auflösung genießen. Hier kommt es natürlich wieder auf das 4K Material an. Viele Kameras haben ja nur ein semiprofessionelles 4K – 8Bit und 4:2:0. Hier hat man zwar die Auflösung, aber weniger Farben als bei einem Full-HD, 10bit, 4:2:2. Es kommt hier nicht nur auf die Auflösung an. 

Warum sollte man nicht in 4K filmen?

Im letzten Abschnitt habe ich euch die Vorteile von einer Aufzeichnung in 4K genannt. Ihr habt ja gesehen, dass viele Vorteile nur gelten, wenn ich das 4K Material auf einer 2K Timeline schneide. 

Mehr Speicherplatz

Es wird zwar immer wieder behauptet, dass Speicherplatz so günstig geworden ist und man deswegen einfach alles in 4K aufzeichnen sollte. Dem widerspreche ich aber. 

Bei mir hat sich die Durchschnitt-Projektgröße von ca. 100GB – 400GB (Full-HD) auf ca. 1TB – 4TB (4K oder 6K) erhöht. Mein NAS hat im Moment ca. 35TB Speicherplatz. Je mehr ich in 4K oder 6K aufzeichne, desto schneller wird mein NAS natürlich voll. Man braucht hier mittlerweile eher ein 100TB NAS.

Natürlich kostet eine 2TB SSD Festplatte (Amazon-Link) nicht mehr die Welt, aber in der Regel sollte man ja mehrere Backups haben. Dadurch erhöhen sich die Kosten wieder. 

Meiner Meinung nach solltet ihr am Anfang von jedem Projekt entscheiden, ob ein 4K-Workflow sinnvoll ist. Wenn es sich um einen kleinen SocialMedia-Clip handelt, der eine sehr kurze Lebenszeit hat, würde ich den Clip eher in Full-HD aufzeichnen. 

Gerade im Zuge der Klimakrise sollte man sich auch überlegen, ob noch mehr Daten sinnvoll sind. Größere Datenspeicher (auch in der Cloud) verbrauchen mehr Strom.

Mehr Rechenleistung notwendig

Computerleistung ist so günstig wie nie, auch wieder so ein halbrichtiges Argument für das Filmen in 4K. Natürlich sind die Computer ein vielfaches schneller als noch vor ein paar Jahren, dennoch gehen viele Consumer-Computer schnell in die Knie, wenn man mal mehrere 4K Clips übereinander in einer Timeline hat. Die speicherplatzschonenden Aufnahme-Codecs H.264 und H.265 sind nämlich sehr rechenintensiv. Aber Josef, die Blackmagic Pocket 4K Kamera nimmt aber in ProRes auf und ProRes können die meisten Rechner einfach bearbeiten. Stimmt schon, aber schaut mal wie große ein ProRes-Datei ist. 

Schlechtere Bildgestaltung 

In meinen Pro-Argumenten für 4K habe ich ja gesagt, dass man den Bildausschnitt von 4K Material auf einer Full-HD Timeline noch anpassen kann. Meiner Meinung nach, verlassen sich aber viel zu viele Kameraleute darauf … „Ach egal, das mache ich dann einfach in der Nachbearbeitung schön“. Man wird faul auf dem Set, macht doch gleich einen schönen Bildausschnitt. Natürlich kann man von einer Halbnahen auf eine Nahe springen. Aber diese digital erzeugten Nahen sehen immer etwas komisch aus. Die Perspektive ändert sich hier nicht. Folgendes Beispiel soll dies noch einmal verdeutlichen, lasst euch nicht von meiner heroischen Pose mit dem guten Hund ablenken. 

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Natürlich kann man den einen oder anderen Bildausschnitt noch etwas in der Post anpassen, gerade bei zentralperspektivischen Motiven nutze ich oft die Möglichkeiten in der Postproduktion. Ich versuche aber dennoch alles beim Drehen bei der Bildgestaltung herauszuholen. Mich nervt das Motto „Fix it in post“. Legt euch doch einfach mal auf etwas fest und wenn ihr merkt, dass ihr ein Bild vermasselt habt, dann macht es das nächste Mal besser, lernt aus euren Fehlern und versucht sie nicht zu verschlimmbessern. 

Zusammenfassung

Ihr seht, die Aufnahme in 4K hat nicht nur Vorteile, wie von vielen immer behauptet wird. Meiner Meinung nach solltet ihr euch immer überlegen ob 4K bei einem Projekt sinnvoll ist. Generell zu sagen, dass 4K besser ist als Full-HD, ist genauso falsch wie, Vollformat ist besser als APS-C. 

Ihr könnt natürlich auch innerhalb von einem Projekt in der Auflösung springen. Längere Interviews mache ich oft in Full-HD, die passenden Schnittbilder nehme ich dann in 4K auf. Ich filme aber auch meistens mit Kameras, die in 4K oder Full-HD die gleiche Farbabtastung und Bitrate haben, so muss ich mir keine Gedanken darüber machen, dass ich in Full-HD evtl. weniger Farbinformationen habe. Das geht natürlich nur, wenn man mit einer halbwegs professionellen Kamera arbeitet. Das hat natürlich auch wieder einen gewissen Anschaffungspreis. 

*es handelt sich um Fotokoch-, Amazon-, EBay-, SmallRig oder Thomann-Affiliate Links.
Das bedeutet, ich bekomme eine Miniprovision, wenn jemand etwas kauft,
das Produkt wird dadurch nicht teurer.

Josef Sälzle DIE LICHTFÄNGER

Hi, ich bin Josef, Kameramann und Filmemacher.
Ich schreibe in meinem DIE LICHTFÄNGER Blog über die Theorie des Filmemachens, schaue mir die Technik an
und gebe euch Tutorials zu unterschiedlichsten Themen.

Mit meiner Filmproduktion DIE LICHTFÄNGER mache ich Filme für Unternehmen sowie für Selbstständige. Bei Fragen könnt ihr mir gerne eine Mail schreiben.

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