Blackmagic Pocket 4K Teil 2 (Bild und Codecs)
Es geht weiter mit der Blackmagic Pocket 4K. In Teil 1 haben wir die Kamera ausgepackt und uns die Bedienung und die Technik angeschaut. Jetzt wollen wir uns die verschiedenen Codecs anschauen.
Wir testen unsere Kameras ja immer in echten Szenarios, daher dauert es auch meistens immer etwas länger bis unsere Artikel online sind. Heute habe ich aber schnell ein paar Testbilder gemacht um den Unterschied zwischen CDNG, ProRes und BRAW zu sehen.
Im Artikel BMPCC4K Teil 4 gehe ich genauer auf den Look der Kamera ein. In diesem Artikel gibt es auch mehr echte Bilder und keine Testcharts mehr.
DER SENSOR DER BLACKMAGIC POCKET 4K
Sensor der BMPCC4K
Wie viele wissen teilt sich die BMPCC4K den gleichen Sensor von Sony mit der GH5S und der Z-Cam E2. Wie das Bild aber aus der Kamera kommt, dafür ist das interne Processing verantwortlich. Das Bild der drei Kameras sieht auch leicht unterschiedlich aus. Wir wollen euch aber heute das Bild der Blackmagic Pocket 4K zeigen. Zunächst werden wir uns die ProRes Files anschauen, dann CinemaDNG und zum Schluss noch das neue Blackmagic RAW. Hierfür müssen wir die Firmware wechseln, da Blackmagic RAW nur mit der neuesten Firmware möglich ist. Hierbei verliert man aber die Möglichkeit in CinemaDNG aufzunehmen, man sollte also ein Backup von der alten Firmware haben.
Testmaterial
Ich habe mein Testmaterial noch zusammengeschnitten, als ProRes exportiert und bei Vimeo hochgeladen. Man kann sich auch die Originaldatei herunterladen:
Test1
Test2
Das komplette Originalmaterial gibt es auf meiner Dropbox.
ERKLÄRUNG CDNG UND BRAW
CDNG
CDNG oder CinemaDNG ist ein offenes und freies Dateiformat, das von Adobe entwickelt wurde um die unterschiedlichen Aufnahmestandards im Filmbereich zu vereinheitlichen. Das Dateiformat basiert natürlich auf dem DNG-Dateiformat (Digital Negative). DNG ist ein offenes, verlustloses rohes (raw) Dateiformat. Also echtes raw-Format.
CDNG wird entweder in einem .MXF Container gespeichert oder als DNG-Bildsequenz.
BRAW
BRAW wurde von Blackmagic entwickelt. Das Besondere an dem Codec ist, dass man die Vorzüge von raw hat und dabei nicht den hohen Datenverbrauch und weniger Rechnerleistung benötigt. Ein Teil der Bearbeitung wird nämlich direkt in der Kamera gemacht. BRAW ist aber kein verlustloses Dateiformat und der Begriff RAW ist etwas irreführend, es ist vergleichbar mit REDRAW von RED. Hier steckt einfach etwas Marketing mit drin.
BRAW hat einen eigenen .BRAW Container und die Bilder werden als normaler Filmstream im Container gespeichert (einfach keine Bildsequenzen).
CODECS IM VERGLEICH (CROP)
Die Bilder wurden mit folgenden Codecs aufgenommen: CDNG uncompressed, CDNG 3:1, ProRes HQ, ProRes LT, BRAW 3:1, BRAW 12:1, BRAW Q0, BRAW Q5.
Ich habe keine Farbkorrektur gemacht, sondern einfach Screenshots exportiert und diese dann in Photoshop vergrößert, damit die Unterschiede deutlicher werden.
CDNG uncompressed

CDNG 3:1

ProRes HQ

ProRes LT

BRAW 3:1

BRAW 12:1

BRAW Q0

BRAW Q5

CDNG VS BRAW (NACHGESCHÄRFT)
Da das CDNG Material deutlich schärfer aussieht als ProRes und BRAW, habe ich BRAW einfach mal etwas nachgeschärft und geschaut wie es dann aussieht. Als erstes kommt wieder ein uncompressed DNG und dann das BRAW Q0.


VERGLEICH ZUR 5D RAW
Magic Lantern auf der 5D
Jetzt noch ein Vergleich zur guten alten 5D Mark 3. Wir haben bei der 5D noch Magic Lantern verwendet, um es der Pocket nicht ganz so leicht zu machen. Irgendwie kann ich aber im Moment die .MLV Dateien nicht in CDNG auf dem Mac umwandeln. Ich habe zwar genau die Anleitung von Magic Lantern befolgt, aber irgendwie funktioniert es bei mir nicht. Ich habe mir dann die App von einem User heruntergeladen – MLVtoMovie. Mit dieser App konnte ich die .MLV öffnen und in ein Quicktime Video umwandeln. Leider kann ich nicht sagen, wie die App das .MLV umwandelt.
Beispielbilder
Das erste Bild wurde mit der 5D in h.264 gemacht, das zweite mit Magic Lantern in RAW und das dritte Bild kommt von der Blackmagic Pocket 4K. Leider kann ich in 1080p nur im SensorWindow-Mode BRAW verwenden, obwohl es in der Anleitungen anders steht … deswegen habe ich die Aufnahme mit der BMPCC4K in ProRes HQ gemacht.
Alle Bilder sind auch wieder klickbar, damit man 100% sieht.
BEISPIELBILDER
Jetzt habe ich noch ein paar Beispielbilder für euch. Einmal in CDNG und einmal in ProRes.
Das zweite Beispielbild habe ich jetzt noch etwas in DaVinci Resolve angepasst.
DATENRATEN
Schauen wir uns noch schnell die Datenraten von Blackmagic an. Laut der Grafik von der Blackmagic Webseite hat man bei uncompressed CDNG ca. 500MB/S. Wenn man dagegen BRAW mit QO verwendet braucht man nur die Hälfte.

Bei der Blackmagic Pocket 4K liegt die Datenrate etwas niedriger, da der Sensor auch etwas kleiner ist, man liegt hier bei ca. 270MB/s und kann somit ca. 1h mit einer 1TB Samsung T5 SSD aufnehmen.

Wenn man mit BRAW in Q00 aufnimmt, bekommt man schon über 2h Aufnahmezeit. In Q5 ca. 580 Minuten. Zum Vergleich mit ProRes 422 hat man ca. 250 Minuten Aufnahmezeit.
MEIN FAZIT
Ich habe bewusst keine Wertungen der Bilder oben Artikel abgegeben. Ich wollte, dass sich erst jeder selbst ein Bild von den einzelnen Codecs machen kann ohne direkt von meiner Meinung beeinflusst zu werden.
Muss es immer scharf sein?
Das erste was natürlich auffällt, wenn man CDNG und BRAW vergleicht ist die Schärfe. CDNG ist deutlich schärfer als BRAW und darüber haben sich auch viele beschwert. Ich sehe dies aber etwas anders. Für mich ist 4K oft schon zu scharf, daher verwende ich oft Filter, wie den Tiffen Black Pro Mist, oder Vintage-Objektive, um die Schärfe etwas zu reduzieren.
Ich empfinde Blackmagic RAW und auch ProRes als sehr angenehm von der Schärfe. Es wirkt nicht so künstlich geschärft. Bei CDNG fehlt mir oft etwas der filmische Zauber. Klar kann man die Schärfe in der Post reduzieren, aber bevor ich bei jedem Clip die Schärfe reduziere, drehe ich lieber mit BRAW oder ProRes und habe auch nicht so eine Datenmenge.
Pixelpeeping
Als zweiten Punkt muss ich das Pixelpeeping ansprechen. Meiner Meinung nach erkennt man nur bei einer sehr starken Vergrößerung einen krassen Unterschied zwischen CDNG und BRAW. Aber wer schaut sich denn 20 Pixel von einem 4K Video 500fach vergrößert an?
Enorme Datenmengen
Das ist auch schon mein zweiter Punkt. CDNG verbraucht Unmengen an Speicherplatz. Mir war das damals bei der BMPCC fast auch schon zu viel, obwohl die erste Blackmagic Pocket nur 1080p aufgezeichnet hat. Die BMPCC4k schafft ja bekanntlich 4K DCI. Auch wenn Speicherplatz heute nicht mehr viel kostet, mag ich es trotzdem, wenn meine Projekte übersichtlich vom Speicherplatz bleiben. Wenn ich natürlich nur als Kameramann engagiert werden und das Material direkt abgebe, dann ist mir der Speicherplatz egal. Aber hier kann ich zur Not auch wieder auf die vorherige Firmware downgraden, wenn unbedingt CDNG notwendig ist.
Alte Firmwareversion behalten
Da man mit der neuesten Firmware 6.2 von Blackmagic das Dateiformat CDNG verliert, sollte man sich einfach die alte Firmwareversion von den Kameras aufbewahren. Man kann dann immer auf die ältere Firmware downgraden und hat somit wieder sein geliebtes CDNG. Vorausgesetzt Blackmagic stoppt nicht irgendwann den Downgrade.
Ich muss auch sagen, wenn ich mir meine Beispielbilder von Oben anschaue, dann gefällt mir das CDNG besser als das ProRes, aber weniger von der Schärfe, sondern einfach vom Look. Hier muss ich einfach noch etwas mit den unterschiedlichen Formate experimentieren, dass ich an den CDNG Look mit BRAW oder ProRes herankomme.
Update Mai 2019
Eine schlechte Nachricht für Blackmagic Pocket 4K Fans. Blackmagic verbaut mittlerweile einen neueren LCD-Touchscreen und dieser ist nur mit der neuesten Firmware kompatibel. Der Downgrade auf die alte Firmware mit CinemaDNG ist hier im Moment nicht mehr möglich (Quelle).
Blackmagic Pocket 4K Rig aufbauen
Im nächsten Teil beschäftigen wir uns mit dem Aufbau eines Rigs für die BMPCC4k.