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Red Komodo Sensor

RED KOMODO Teil 2 – Das Bild der KOMODO und der REDCODE RAW-Workflow

Es geht weiter mit der RED KOMODO und in diesem Artikel schauen wir uns das Bild der kleinen RAW Cinema Kamera an. Außerdem vergleichen wir es mit der Blackmagic Pocket 4K. In Teil 1 haben wir die Kamera ausgepackt und uns die Bedienung und die Technik angeschaut. Ich teste unsere Kameras ja immer in echten Szenarios und möchte die Kamera erst einmal genauer verstehen, bevor ich einen Artikel veröffentliche.

Ich war die letzten Wochen mit der Kamera in Ulm unterwegs und habe einige Aufnahmen für einen Job mit der KOMODO gemacht. Bei diesem Job war auch wirklich die volle 6K-Auflösung gefordert. Das Material soll dann später auf mehreren FullHD Bildschirmen laufen und daher brauchte man auch mehr als 4K-Auflösung. 

Sensor der RED KOMODO

Die RED KOMODO hat einen Super35 GlobalShutter 6K Sensor von RED. Laut RED hat man eine maximale Dynamik von 16+ Stops. Diesen speziellen Dynamikwert gibt nur RED an, andere Hersteller gehen meistens nur bis 15 Blendenstufen. Das heißt nicht, dass die Kameras von RED eine höhere Dynamik haben. RED hat hier eine eher marketingorientierte Angabe.

Dynamiktests und meine Gedanken

Laut dem Test von Slashcam hat die Komodo ca. zwei Blendenstufen weniger als die Cinema Vollformat Kameras der Konkurrenz. Hierbei muss man jedoch beachten, dass es sich bei den anderen Kameras um RollingShutter-Sensoren handelt, die durch die Bauweise mehr Dynamik haben. Man verliert also mit der KOMODO und dem GlobalShutter nicht sehr viel an Dynamik.

Laut dem Test von CINED hat die Komodo ca. 12,5 Stops Dynamikumfang und somit ca. 0,7 Stops mehr wie die Blackmagic Pocket 6K. Bei CINED liegt die Komodo gleich auf mit der Sony A7S III (RollingShutter Sensor).

Ich finde diese Dynamiktests immer interessant, aber dann in der Praxis nicht mehr wirklich relevant. Meistens arbeitet man sowieso mit ausgeleuchteten Sets, hellt draußen Schatten mit Reflektoren auf oder softet Highlights mit Diffusion ab. Licht ist ja sowieso ein Gestaltungselement und so kann man auch die fehlende Dynamik der meisten Kameras ausgleichen.

Teilweise ist es auch überhaupt nicht schlimm, wenn bestimmte Bildinformationen nicht mehr vorhanden sind. Bei einer schwarzen einheitlichen Fläche brauche ich evtl. auch keine Details mehr und kann hier die Kamera eher so belichten, dass die Details im Himmel erhalten bleiben.

Arbeit mit DSLRs und der Pocket4K

Man muss sich hier auch immer wieder überlegen, wie schnell die technische Entwicklung stattgefunden hat. Vor ein paar Jahren haben wir noch mit den ersten HDDslrs (5D MK3, 7D) gearbeitet und sind auch damit zurechtgekommen. Diese Kameras hatten noch einen Dynamikumfang von unter 10 Stops. Dei C300 war damals schon eine Offenbarung, weil sie ca. 10 Stops hatte.

Im Moment komme ich auch locker mit der Dynamik der Pocket4K zurecht. Die Pocket4K hat ja noch einmal etwas weniger Dynamik als die Pocket6K. Mittlerweile kann man einfach mit jeder Cine-Kamera (DSLM, Kinokamera, Cine-Camcorder) mehr als gute Bilder machen. Ich habe die KOMODO auch nicht wegen der Dynamik gekauft, sondern eher wegen dem Formfaktor, REDRAW und dem GlobalShutter.

RED KOMODO Super35mm Sensor

Der Sensor hat eine Auflösung von 6144 x 3240 Pixeln bei einer Breite von ca. 27mm. Damit hat man auch einen etwas größeren Sensor als bei „typischen“ Super35 Kameras. Der Cropfaktor liegt bei ca. 1,36.

Highlight Recovery

Bei der KOMODO arbeitet der Sensor immer mit einer Highlight Recovery. Ich kann euch folgenden Artikel von Slashcam empfehlen, wenn ihr mehr über die Highlight Recovery erfahren wollt: Slashcam-Highlight-Recovery.

Man kennt die Highlight Recovery ja aus DaVinci Resolve im Kombination mit den Blackmagic Kameras und BRAW. Hier kann man nämlich teilweise überbelichtete Lichter wieder zurückholen, wenn zum Beispiel nicht alle Kanäle (Rot, Grün, Blau) überbelichtet (geclippt) sind.

Die RED KOMODO ist die erste Kamera von RED, die diese Highlight Recovery bereits in der Kamera macht.

Sensor Kalibrieren – Black Shading

RED empfiehlt den Sensor der KOMODO regelmäßig und bei starken Umweltänderungen (Temperatur) zu kalibrieren – Stichwort Black Shading. Mit einem kalibrierten Sensor entsteht weniger Fixed Pattern Noise (kennen wir ja auch von vielen Blackmagic Kameras) und das Rauschen der Kamera wird einheitlicher. Der Sensor arbeitet so mit den besten Bedingungen.

Wenn man den Sensor kalibrieren möchte, startet man die Kamera und lässt sie eine Weile aufwärmen. Dann macht man einen Objektivdeckel auf die Linse oder deckt den Mount anders ab. Dabei sollte man natürlich nicht die Lüfter zudecken. Dann startet man die Kalibrierung. Die Kalibrierung dauert ein paar Minuten. Danach ist die Kamera einsatzbereit.

Auflösungen und CropFaktoren

Wie bei allen RED Kameras hat man den kleinsten Cropfaktor in der größten Auflösung, die der Sensor liefert. Bei der KOMODO also in 6K. Wenn man kleinere Auflösungen wählt, dann wird nur ein Teil des Sensor ausgelesen und so erhöht man den Cropfaktor. Dies gilt natürlich nur bei REDRAW, weil es sich hierbei um einen echten raw-Codec handelt. PRORES steht bei der KOMODO aber erst ab 4K-Auflösung zur Verfügung, daher muss man bei 6K und 5K sowieso in REDRAW aufnehmen.

6K Auflösung

In der vollen 6K Auflösung kann man mit bis zu 40fps aufnehmen. Wenn man dagegen 50fps braucht, muss man auf eine Widescreen 6K Aufnahme umstellen. In den 6K Auflösungen hat man den Cropfaktor von ca. 1,36. Leider hat man kein 50p bei voller Sensorauflösung.

5K Auflösung

Bei einer Auflösung von 5K wird nur ein Teil des Sensors ausgelesen. Der Cropfaktor erhöht sich auf ca. 1,56. In 5K kann man bis zu 48 Bilder pro Sekunde aufnehmen.

4K Auflösung

In 4K erhöht sich der Cropfaktor auf 1,86x. Man liegt also ungefähr beim Cropfaktor der Blackmagic Pocket 4K ohne Speedbooster. In 4K kann man bis zu 60fps aufnehmen.

2K Auflösung

In 2K hat man dann schon eine sehr gute Slowmotion mit 120fps. Der Cropfaktor liegt hier bei (wer hätte es gedacht) genau 3x. Hier hat man auch wieder einen ähnlichen Cropfaktor wie bei der Pocket 4K (im 2K 120fps Mode) ohne Speedbooster.

Die KOMODO ist somit nicht unbedingt für HighSpeed-Aufnahmen geeignet. Die Pocket4K kann hier mehr bei 4K Widescreen (75FPS). Wer unbedingt 4K 120p braucht, sollte eher zur Canon C70, Sony A7S III oder Sony FX6 greifen.

Meine Entscheidung für die KOMODO war hier wieder auch mehr vom Formfaktor und REDRAW getrieben. Schon damals zu Canon C300 Zeiten habe ich mich auch gegen die FS700 (240FPS Slowmotion) entschieden. Die C300 war für mich einfach die bessere Wahl. So ist es jetzt auch bei der KOMODO. Sollte ich für einen Job wirklich mal 4K 120fps oder mehr brauchen, dann leihe ich mir eine Slowmotion-Kamera dazu.

Erklärung REDCODE RAW

RED Kameras zeichnen mit dem eigenen RAW-Codec REDCODE RAW auf. REDCODE RAW komprimiert RAW-Dateien bereits in der Kamera und kann dadurch besonders niedrige Datendaten erreichen. Wer mit CDNG arbeitet, weiß wovon ich rede.

RED steht hier aber auch in der Kritik, weil sie ein Patent auf die interne komprimierte RAW-Aufzeichnung haben. Andere Hersteller müssen Lizenzgebühren zahlen, wenn sie auch eine komprimierte interne RAW-Aufzeichnung machen wollen. Blackmagic umgeht das Patent mit dem BRAW Codec, da ein Teil des Debayering bereits in der Kamera stattfindet. Andere Hersteller lagern die RAW-Aufzeichnung aus, sodass es rechtlich gesehen keine interne RAW-Aufzeichnung ist. Ich bin gespannt, was passiert, wenn das Patent von RED ausläuft.

REDCODE RAW bei der KOMODO

Bei der KOMODO hat RED den Workflow etwas vereinfacht. So stehen hier drei Datenraten zur Verfügung: HQ, MQ und LQ.

  • HQ – ca. 280 MB/s bei 6K und 24p (ca. 30 Minuten mit einer 512GB Karte)
  • MQ – ca. 175 MB/s bei 6K und 24p (ca. 48 Minuten mit einer 512GB Karte)
  • LQ – ca. 110 MB/s bei 6K und 24p (ca. 77 Minuten mit einer 512GB Karte)

REDCODE RAW unterstützt Auflösungen bis zu 8K. Die Komprimierung bei REDCODE RAW wird in Verhältnissen gemacht: 5:1, 8:1, 12:1 usw. Kennt man ja auch von BRAW.

In 8K REDCODE RAW 5:1 hat man eine Datenrate von 258MB/S, bei 8:1 162MB/S.

Das Bild der RED KOMODO

Jetzt schauen wir uns konkret das Bild der KOMODO an. Habe die Filme als ProRes 422 exportiert, Youtube komprimiert hier natürlich die Videos intern um.

Test I PRORES QUALITÄT
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Test II REDCODE RAW QUALITÄT 4K
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Test II REDCODE RAW QUALITÄT 6K
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Test III REDCODE RAW ISO BELICHTUNG
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In diesem Mini-Test sehen wir, dass die ISO bei REDCODE RAW nur Metadata wie der Weißabgleich ist. Hier verhält sich die KOMODO natürlich wie die Blackmagic Pocket4K und wie jede andere raw-Kamera. Trotz der niedrigen ISO, bekommen wir nicht mehr Details in den Wolken. Die einzige Möglichkeit hier die Belichtung zu steuern ist über die Belichtungszeit, die Blende oder einen ND-Filter.

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Vergleich zur Pocket4K

Jetzt vergleichen wir noch die RED KOMODO mit der Pocket4K. Natürlich müsste ich hier eher die Pocket6K oder 6K Pro mit der KOMODO vergleichen, da beide einen 6K Sensor haben. Leider habe ich aber keine Pocket6K zur Hand. Daher unterscheidet sich auch der Bildausschnitt bei beiden Kameras immer etwas.

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IPP2 Workflow in DaVinci Resolve

Die IPP2 ist die aktuelle ColorScience von RED. IPP2 steht für Image Processing Pipeline. In diesem Abschnitt gehe ich jetzt noch kurz auf das Importieren von RED Material in DaVinci Resolve ein. In einem separaten DaVinci Artikel werde ich den Prozess dann noch einmal genauer erklären.

In DaVinci geht man in die Einstellungen (Zahnrad-Icon rechts unten). Hier wählt man dann folgendes aus:

Master

  • RAW Profile: RED
  • Decode Quality: Half res. premium oder Full res premium (je nach Rechenleistung)
  • Bit depth: 16
  • Timecode: Camera
  • Decode using: Project

Project Settings

  • Color Science: IPP2
  • Color space: REDWideGamutRGB
  • Gamma curve: Log3G10
  • Blend type: none

Decoder Settings:

  • Chroma noise reduction anwählen
  • Flashing pixel adjust: low oder medium
  • Qualität

Use Camera Metadata

Lasse ich alle angewählt. So übernimmt DaVinci die Einstellungen von der Camera bei der Belichtung, Farbtemperatur und Tint.

Hier kann man sich auch ein Preset erstellen.

Mit diesen Einstellungen sieht man das Original REDCODE RAW in DaVinci Resolve. Man sollte also ein sehr flaches Bild sehen. Jetzt kann man sich entweder eine REC709 LUT für die KOMODO herunterladen oder sich mithilfe von REDCINE-X PRO selbst eine LUT für die KOMODO erstellen. Achtet darauf, dass die REC709 LUT immer die letzte Note im Resolve ist und ihr die anderen Anpassungen immer vor dieser LUT macht. So behaltet ihr die maximale Bildqualität.

Fazit

Mir gefällt das Bild der RED KOMODO sehr. Auch, wenn man beim Dreh nur auf den Monitor schaut (ich drehe meistens mit der internen REC709 LUT von RED). Man merkt deutlich die 16bit Farben in der Farbkorrektur.

Im nächsten Artikel schauen wir uns an, wie man die KOMODO riggen kann. Außerdem stelle ich euch meine Konfigurationen der Kamera vor : RED KOMODO TEIL 3: Zubehör für die KOMODO und Rigging.

*es handelt sich um Fotokoch-, Amazon-, EBay-, SmallRig oder Thomann-Affiliate Links.
Das bedeutet, ich bekomme eine Miniprovision, wenn jemand etwas kauft,
das Produkt wird dadurch nicht teurer.

Josef Sälzle DIE LICHTFÄNGER

Hi, ich bin Josef, Kameramann und Filmemacher.
Ich schreibe in meinem DIE LICHTFÄNGER Blog über die Theorie des Filmemachens,
schaue mir die Technik an und gebe euch Tutorials zu unterschiedlichsten Themen.

Ich möchte betonen, dass meine Artikel kostenlos sind und ich auf meinem Blog ausschließlich
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Mit meiner Filmproduktion DIE LICHTFÄNGER mache ich Filme
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