Tipps zum Filmen: ND-Filter
Bei den letzten Tipps zum Filmen haben wir euch unsere Kameraeinstellungen vorgestellt. Heute geht es um ND-Filter. Mit einem ND-Filter könnt ihr die Lichtmenge, die auf den Sensor trifft, reduzieren und somit auch bei strahlendem Sonnenschein mit einer geringen Tiefenschärfe arbeiten.
Inhaltsverzeichnis:
Einführung
Viel Licht ist nicht unbedingt gut
Es ist Frühling und endlich scheint die Sonne. Aber zu viel Sonne ist gerade beim Filmen eher lästig und nicht unbedingt optimal.
Wie wir bei dem Artikel Kamera-Check bereits geschildert haben, drehen wir in der Regel mit 1/50 Belichtungszeit oder mit der 180Grad Shutter Regel. Bei der 180Grad Shutter Regel dreht man mit dem doppelten umgekehrten Shutter zu den Bildern pro Sekunde. Das heißt, wenn man mit 25 Bildern pro Sekunde filmt (25p), dann verwendet man einen Shutter von 1/50. Hier erhält man eine sehr angenehmen Bewegungsunschärfe. Mehr über die 180Grad Shutter Regel gibt es im verlinkten Artikel.
Wenn man jetzt an einem schönen sonnigen Tag mit 1/50 Belichtungszeit drehen will und die ISO bei 800 ist (eher höhere ISO, weil man mehr Bildinformationen in den Highlights erhalten will), dann kann man die Belichtung der Kamera nur noch über die Blende steuern. Oft wird man feststellen, dass man die Blende sehr weit schließen muss (f8 oder noch kleiner), da man sonst das Bild komplett überbelichtet und man überhaupt nichts mehr erkennt. Mit einer kleinen Blendenöffnung verlieren wir aber unsere gewollte geringe Tiefenschärfe (Hintergrund unscharf).
Warum braucht man ND-Filter?
Wenn man jedoch ein Objekt (zum Beispiel eine Person) vom Hintergrund abheben will, dann sollte der Hintergrund unscharf sein. Man sollte also mit einer offenen Blende (z. B. f 2.8) filmen.
Die Lösung für das Problem ist ein ND-Filter. Im Prinzip ist ein ND-Filter ein Neutralgraues Glas, welches eine bestimmte Lichtmenge schluckt. Dadurch gelangt weniger Licht auf den Sensor. Jetzt kann man die Blende von seiner Kamera wieder weiter öffnen und hat somit den gewünschten unscharfen Hintergrund.
Interne vs. externe ND-Filter
Cinecamcorder, wie die Canon C300 haben zuschaltbare interne ND-Filter. Der ND-Filter befindet sich vor dem Sensor und hinter dem Objektiv. Das ist sehr praktisch, da man keinen zusätzlichen Filter vor der Linse braucht. DSLRs müssen darauf leider verzichten. Wir verwenden daher bei unseren DSLRs einen Tiffen variable ND-Filter. Der ND-Filter reduziert das Licht von 2 (ND 0,6) bis 8 (ND 2,4) Blenden.


Wirkung eines ND-Filters
Wir waren in Ulm an der Donau unterwegs und haben einen kurzen Clip mit unterschiedlicher Belichtungszeit für euch aufgenommen. Folgende Screenshots aus dem Film zeigen den Unterschied zwischen 1/400 und 1/50 Belichtungszeit. Hier könnt ihr der unterschiedliche Bewegungsunschärfe genau erkennen.


Bei 1/400 haben wir deutlich schärfe Einzelbilder (1.Bild). Bei 1/50 haben wir ein deutlich unscharfes Einzelbild (2.Bild). Das mag zunächst als Nachteil erscheinen, wenn man sich aber den Film anschaut, dann sieht man, wie sich die Belichtungszeit auf die Bewegungsschärfe auswirkt. Generell ist 1/50 deutlich näher an der menschlichen Wahrnehmung und wird als angenehmer empfunden.
Wenn man natürlich noch scharfe Standbilder aus einem Video extrahieren will, sollte man eher mit einer kurzen Belichtungszeit arbeiten. Obwohl ich hier generell empfehle, sich auf eine Medium (Foto oder Film) zu konzentrieren.

ND-Filter Arten
Es gibt unterschiedliche Arten von ND-Filter, fixe und variable. In meiner Übersicht ND-Filter zum Filmen, geh ich noch genauer auf die unterschiedlichen Arten von ND-Filtern ein. Es ist etwas wie bei den Objektiven (Fixe = Festbrennweite, Variable = Zoomobjektiv), mit den jeweiligen Vor- und Nachteilen.
Variable ND-Filter
Mit einem variablen ND-Filter ist man deutlich flexibler und schneller, sie sind aber schlechter bei der Abbildeleistung. Bei variablen ND-Filter nutzt man zwei polarisierte Gläser und erzeugt somit unterschiedliche ND-Stärken durch Drehen der Gläser. Bei sehr starken ND-Werten entstehen aber sehr oft Farbverschiebungen, die man in der Farbkorrektur nicht mehr korrigieren kann. Hier sollte man vor dem Filmen einige Tests mit dem Filter machen.
Fixe ND-Filter
Fixe ND Filter dagegen haben eine bestimmte Stärke (zum Beispiel eine Reduzierung von 3 Blenden = 0,9 ND). Sie sind auf diese fixe Reduzierung optimiert und haben daher eine höhere Abbildungsleistung als variable ND-Filter. Dies merkt man besonders bei sehr starken ND-Filtern (ab ca. ND1,2). Testet die fixen ND-Filter aber auch vor dem Filmen. Gerade bei den fixen ND-Filtern von Tiffen gibt es einen Grünstich bei den stärkeren Filtern.
LCW variable ND-Filter
Wenn wir ein Teleobjektiv (ab ca. 100mm) mit dem variablen ND-Filter verwenden, dann wird das Bild deutlich milchiger (verwaschener). Der Filter hat leider keine harten Endpunkte, man kann die ganzen Zeit drehen. Der Fader ND Filter von LCW kostet je nach Variante zwischen 60€ und 150€ und ist somit sehr günstig, daher sollte man auch nicht so viel erwarten.
Update
Wir haben uns einen Variablen ND Filter von Tiffen gekauft. Der Filter kostet das dreifache zum LCW Filter. Man darf aber nicht vergessen, dass wir uns für den Filter mit 82mm entschieden haben. Wir wollen den Filter auf möglichst allen Objektiven verwenden und das Objektiv mit dem größten Filterdurchmesser hat 82mm. Kleiner Objektive können mit Step-Up-Ringen adaptiert werden. Wir werden euch den Filter in einem seperaten Artikel vorstellen.
Weitere Tipps zum Filmen gibt es hier:
Tipps zum Filmen: Richtig Schwenken
Tipps zum Filmen: Kamera-Check
Tipps zum Filmen: 3-Shots
Tipps zum Filmen: NLE-Projektorganisation
Update Dezember 2021
In unsere Übersicht ND-Filter zum Filmen haben wir eine Übersicht über die unterschiedlichen ND-Filter, die ihr euch kaufen könnt, geschrieben.