DLF Videofunkstrecke Bolt 500 XT

Welche Videofunkstrecke zum Filmen – Teradek & Co.

Ich habe mich die letzten Wochen und Monate mit Videofunkstrecken beschäftigt und auf einem längeren Dreh mit zwei unterschiedlichen Systemen gearbeitet. In diesem Artikel möchte ich euch jetzt unterschiedliche Videofunkstrecken und die Einsatzszenarien vorstellen. 

Einführung

Wenn ihr professionell oder auch hobbymäßig Videos macht, dann werdet ihr über kurz oder lang mit Videofunkstrecken und deren Notwendigkeit konfrontiert. 

Mit einer Videofunkstrecke (Link zu Videodate, bei denen ich öfters bestelle) könnt ihr das Videosignal von eurer Kamera drahtlos an einen Empfänger senden. Der Empfänger ist dann mit einem Monitor verbunden und bekommt somit ein Videosignal über Funk. 

Natürlich geht das auch mit einem Kabel, aber mittlerweile ist die Kamera ja so mobil (Gimbal, Handheld, Dolly, etc.), dass man eigentlich alles kabellos haben möchte. Der Empfänger des Videosignals kann zum Beispiel euer Fokuspuller (1st AC) oder der/die Regisseur/Regisseurin sein. Aber auch allgemein für Monitore, die beim Kunden stehen. 

DLF Videofunkstrecke
DLF Videofunkstrecke

Mir geht es oft so, dass ich es nicht so mag, wenn mir zu viele Leute über die Schulter schauen. Man fühlt sich dann dauernd sehr beobachtet und teilweise auch eingeschränkt bei der Kamerabewegung, weil man ja dauernd denkt, dass man gleich jemanden mit der Kamera trifft. 

Unterschiedliche Eigenschaften von Videofunkstrecken

Im folgenden Abschnitt schauen wir uns jetzt die Eigenschaften und Features von Videofunkstrecken an. 

HDMI oder SDI: Die Wahl des Anschlusses

Beim Einsatz von Videofunkstrecken stellt sich oft die Frage nach dem Anschlusstyp, konkret geht es um HDMI und/oder SDI. Oft beantwortet man sich die Frage ganz schnell über das zur Verfügung stehende Budget. Reine HDMI-Lösungen sind oft viel günstiger. Aber man sollte hier eher langfristig planen. 

HDMI: HDMI ist eine gängige Lösung, vor allem in Consumer-Produkten. Viele Prosumer-Kameras verfügen über HDMI-Anschlüsse. Aber auch die sehr beliebte Blackmagic Pocket 4K oder 6K haben „nur“ einen HDMI-Anschluss. 

Der HDMI-Anschluss ist aber keine sehr stabile Lösung, oft wackelt das Kabel im Anschluss und man muss den Anschluss auch oft zusätzlich absichern. Bei mir persönlich ist bis jetzt noch kein HDMI-Anschluss kaputtgegangen, ich bin aber auch immer sehr hinterher, dass das Kabel im Anschluss gesichert ist und man in der Nähe der Kamera sehr aufpasst.  

SDI: SDI (Serial Digital Interface) ist ein professioneller Anschlusstyp, der in Cinema-Camcordern und Kinokameras häufig verwendet wird. SDI-Anschlüsse sind verriegelbar und bieten ein robustes Signal. Der SDI-Anschluss lässt sich in der Regel leicht einstecken und verriegeln. Wenn der SDI-Anschluss aber sehr verbaut ist, dann ist es oft ein Gefummel, bis man ein Kabel an- oder abgeschlossen hat. Gerade an meiner RED Komodo ist der SDI-Anschluss sehr ungünstig platziert. Ich versuche hier wirklich dauerhaft ein kurzes passendes SDI-Kabel angeschlossen zu lassen und gehe von diesem Kabel dann direkt in die Videofunkstrecke. 

Hochwertige Videofunksysteme bieten häufig sowohl HDMI- als auch SDI-Eingänge und -Ausgänge für maximale Flexibilität. Mit einer Kombilösung aus HDMI und SDI seit ihr für alle Kamerasystem gewappnet. Ich bin mit meinem Videofunksystem abwechselnd mit den Pocketkameras von Blackmagic, RED-Kameras und Kameras von ARRI unterwegs. Meine Videofunkstrecke kann alle Anschlüsse abdecken. 

HDMI als Budgetlösung

Wenn ihr natürlich mit einem sehr schmalen Budget unterwegs seit, dann könnt ihr euch auch eine reine HDMI-Lösung holen. Alle günstigen DSLMs haben sowieso nur HDMI und ihr könnt dann als Focus-Monitor bzw. Regie-Monitor auch günstigere HDMI-Monitore nehmen. Alle Flatscreen-TVs haben ja auch einen HDMI-Eingang und so habt ihr auf dem Set dann auch direkt einen großen Vorschaumonitor. 

Latenz bei der Übertragung

Latenz, also die Verzögerung in der Übertragung, ist ein entscheidender Faktor bei der Auswahl einer Videofunkstrecke. Bei allen Funkübertragungen tritt eine gewisse Latenz auf, aber hochwertige Systeme minimieren diese auf Millisekunden.

Zero-Latency

Derzeit gibt es im Wesentlichen zwei bis drei Hersteller auf dem Markt, die sogenannte „Zero Latency“ (keine spürbare Verzögerung) anbieten: Teradek,Vaxis und DwarfConnection. Soweit ich weiß, hat Teradek bestimmte Patente für ein Zero-Latency-Protokoll. Vaxis lizenziert anscheinend dieses Protokoll. Hier bin ich mir aber nicht 100% sicher, weil die Hersteller sich natürlich nicht in die Karten schauen lassen. 

Teradek hat aber über die Jahre ein paar Konkurrenzfirmen (Amimon, Paralinx) aufgekauft und ist somit Marktführer geworden. DwarfConnection ist ein Hersteller aus Österreich und verwendet auch die WHDI-Technologie. Hier bin ich mir nicht ganz sicher, wo sich Teradek und DwarfConnection bei der Technologie unterscheidet. 

Wenn ihr die Videofunkstrecke für die Schärfe braucht, dann solltet ihr unbedingt in eine Zero-Latency-System investieren. Ich weiß, dass viele Hersteller (wie zum Beispiel Hollyland) mit einer niedrigen Latenz von 40ms werben, aber diese 40ms sind schon zu viel, wenn man die Schärfe nachziehen will. Ihr seht das Bild ja immer leicht verzögert und euer Focuspuller hat ja auch noch eine Reaktionszeit. 

Funkstrecken mit mehr Latenz

Neben den Zero-Latency-Funkstrecken gibt es natürlich noch unzählige Funkstrecken mit mehr Latenz. Diese Hersteller setzen oft auf den WiFi-Standard und funken so das Signal an unterschiedliche Empfänger. Die typischen Hersteller sind zum Beispiel Hollyland, Accsoon, DJI, CVW Crystal Video und noch andere kleinere Hersteller. 

FullHD oder 4K Übertragung?

Eine weitere Unterscheidung bei Funkstrecken ist noch die Auflösung: 1080p und 4k. Ältere Funkstrecken übertragen „nur“ ein FullHD-Signal, neuere Funkstrecken übertragen mittlerweile ein 4K-Signal. Hier müsst ihr natürlich auch wieder abwägen, was ihr braucht und welche Endgeräte euch zur Verfügung stehen. Wenn eure ganzen anderen Monitore „nur“ FullHD sind, dann müsst ihr nicht unbedingt ein 4K-Signal übertragen. Wenn ihr natürlich alle Monitore schon auf 4K habt, was ich bezweifle, dann könnt ihr euch natürlich schon nach 4K-Lösungen umschauen. Aber seien wir mal realistisch, die meisten Displays bis 10 Zoll sind FullHD.

Weitere Funktionen 

Neben der Latenz und den Ein- und Ausgängen haben viele Funkstrecken natürlich noch andere nützliche Funktionen. Hier gibt es zum Beispiel die Übertragung von LUTs, Timecode und Metadaten. Die meisten teureren System von Teradek oder DwarfConnection haben diese Funkionen. Mit der Übertragung von LUTs habt ihr am Empfangsgerät immer die passende LUT und müsst nicht ganz so stark darauf achten, dass auf dem Gerät die korrekte LUT installiert ist. 

Eine weitere nützliche Funktion könnte noch die Übertragung auf Smartphones und Tablets sein. Mittlerweile gibt es ja oft mehrere Smartphones und Tablets am Set und wenn man hier eine Übertragung hat, dann kann man das Gerät auch einfach mal schnell einem Kunden in die Hand drücken. Viele sind hier auch direkt beeindruckt, weil man eben auf dem Handy das Bild sehen kann. 

Diese Übertragung auf Smartgeräte gibt es eher im niedrigeren Budgetbereich, da diese System sowieso mit dem Wifi-Standard funken und man so am Smartphone nur eine App braucht und so die Daten abgreifen kann. Die teureren Systeme haben ja einen anderen Standard und so hat man nicht unbedingt eine Übertragung auf das Smartphone. Natürlich gibt es von den teureren Herstellern noch extra Wifi-Funkstrecken, die dann die Übertragung auf Smart-Geräte machen. Hierfür braucht man halt auch wieder zwei Geräte. 

So haben wir das auch schon gemacht, an einer RED Gemini hing dann eben ein Teradek Bolt und das ServPro für die Übertragung auf ein iPad. Bei größeren Kameras mit mehreren SDI- und HDMI-Ausgängen ist das auch in der Regel kein Problem. Bei kleineren Kameras mit nur einem HDMI-Ausgang braucht man aber wieder unbedingt einen Monitor, der mehrere Ausgänge hat, wenn man unterschiedliche Sender verwenden will. 

Welche Videofunkstrecke ist die Richtige für euch

Die Wahl der richtigen Videofunkstrecke hängt von euren spezifischen Anforderungen und natürlich von eurem Budget ab. Die aktuellsten Systeme bieten natürlich herstellerübergreifend die meisten Features und ihr seid von den Frequenzen und der Übertragungsauflösung auch für die Zukunft gewappnet. 

Arbeiten mit einem Fokuspuller: Wenn ihr regelmäßig mit einem Fokuspuller zusammenarbeitet, empfehle ich, ein Teradek-System zu verwenden. Falls ihr Zugang zu einem Verleih in eurer Nähe habt, dann könnt ihr das System dort ausleihen. Wenn ihr ein eigenes System kaufen wollt, dann würde ich euch im Moment zu Teradek raten, auch wenn es nicht gerade preiswert ist. Aber ich habe bis jetzt mit den etwas neueren Teradek-Systemen noch die beste Erfahrung gemacht. 

SDI

  • ARRI Dual Wireless Video Receiver WVR-1

HDMI/SDI

  • Teradek Bolt 500
  • Teradek Bolt 4k
  • Teradek Bolt 6 XT + LT
  • DwarfConnection DC.Link Lite und Pro
  • Vaxis Storm 1000s
  • Vaxis Storm 3000

HDMI

  • Teradek ACE Systeme

Selbstständige Fokusführung und Vorschaumonitor: Wenn ihr selbst die Schärfe an der Kamera macht und nur einen Vorschaumonitor für Regie oder Kunden benötigt, dann reicht euch ein günstigeres System wie das Hollyland Mars oder Accsoon CineView aus. Diese bieten oft die Möglichkeit, das Videosignal direkt auf ein Tablet oder Smartphone zu streamen, was bei Kunden gut ankommt.

  • Hollyland Mars 
  • Accsoon CineView
  • Swit Flow-System 
  • Vaxis Atom-Systeme
  • Lilliput WS500
  • DJI Transmission
  • CVW BeamLink-Duo

Arbeiten mit einem Fokuspuller und gleichzeitig Vorschaumonitor für die Regie: In diesem Fall können ein oder zwei verschiedene Systeme infrage kommen. 

Ein Teradek-System mit zwei Empfängern bietet eine solide, wenn auch kostspielige Lösung. Alternativ könnt ihr auch ein Teradek-System für die Verbindung zwischen Kamera und Fokuspuller und ein Hollyland- oder Accsoon-System für die Verbindung zwischen Fokuspuller und Regie verwenden. Dies kann eine kostengünstigere Option sein und ermöglicht eine einfache Steuerung über Tablets. Man muss hier aber auch bedenken, dass man etwas mehr Zeit für den Aufbau braucht und schauen muss, dass sich die unterschiedlichen Systeme nicht gegenseitig stören. 

Monitor mit integriertem Videofunk

Es gibt noch eine Sonderform von Videofunkstrecken. Videofunkstrecken, die direkt in einem Monitor eingebaut sind. Hier gibt es natürlich auch wieder teurere Systeme (SmallHD + Teradek) und günstigere Lösungen (Hollyland Mars M1). Hier kommt es auch wieder auf eueren Einsatzzweck an. Wenn ihr die geringste Latenz haben wollt, dann kommt ihr um ein SmallHD mit integriertem Teradek nicht herum. 

SmallHD und Teradek arbeiten aber auch schon eine Weile bei den Produkten zusammen und so bekommt man ein sehr gut integriertes System mit optionalem Zubehör. Ihr könnt ihr also einen 7 Zoll SmallHD TX (Transmitter) Monitor auf der Kamera haben und euer Fokuspuller hat dann einen 7 Zoll SmallHD RX Monitor. Beide Monitore können mit einem V-Mount Akku betrieben werden und man braucht dadurch keine separate Stromversorgung für den Monitor und den Videofunk. Das ist schon sehr angenehm und ich habe hier auf dem Set auch wenig Probleme mit diesem System gehabt. Das bezahlt man aber auch. 

Es gibt auch ein Monitor-Videofunk-System von Vaxis, das ähnlich wie das SmallHD-Teradek-System funktioniert. Den Vaxis-Monitor habe ich aber noch nicht ausprobiert. 

Hollyland hat mit dem Mars M1 Monitor eine günstigere Option vorgestellt. Mit dem Mars M1 Monitor bekommt man einen 5 Zoll Monitor, der ein Sender- und ein Empfängermodul eingebaut hat. Man kann mit einem Sender-Monitor auf andere Empfängermonitore senden und auch auf separate Module von Hollyland, wie das Mars 4K oder Mars 400S. Ich glaube, dass dieses System für kleinere Videoproduktionen und Creator eine sehr gute Lösung sein kann. Gerade, wenn man mit Autofokus arbeiten kann, braucht man ja keinen Fokuspuller und die Regie oder Kunde stört eine leichte Verzögerung bei der Bildübertragung oft nicht. 

Welches Videofunksystem habe ich

2021 habe ich mit einem ganz simplen WiFi-System angefangen, dem PilotFly EagleEye. Ich habe das System in Kombination mit meiner Blackmagic Pocket 4K Kamera und einem AndyCine-Monitor sehr häufig verwendet. Gerade die Tonleute fanden sehr cool, dass man das Bild auf dem eigenen Smartphone haben konnte. Mir hat aber immer ein System für meine 1st AC gefehlt und auch wenn ich selbst 1st AC gemacht habe. 

Daher habe ich vor ca. einem Jahr nach guten Reviews das Vaxis Storm 1000s System gekauft. Vaxis wird ja oft als etwas günstigere Alternative zu Teradek beworben. Betonung liegt auf etwas günstiger, weil die Zero Latency Vaxis Systeme auch nicht arg viel günstiger als Teradek ist. 

Leider habe ich mit dem Vaxis-System keine so guten Erfahrungen gemacht. Die Verbindung war sehr stabil, ich hatte also keine kompletten Bildausfälle. Aber die Qualität der Verbindung war sehr fluktuierend. Teilweise hatte ich keinerlei Probleme, an anderen Tagen wurde das 1080p Signal aber so stark komprimiert, dass nur noch „Pixelpampe“ auf dem Empfängermonitor angekommen ist. Ich habe hier alle Kanäle durchprobiert und habe auch geschaut, ob es irgendwelche Störquellen in der Umgebung gab. Bedauerlicherweise ohne Erfolg. Daher habe ich das Vaxis-System wieder verkauft und mich für ein Teradek-System entschieden. 

Mein Fokus beim Teradek-System war aber auch ganz klar das Budget. Ich wollte einfach keine 5000€ für ein Videofunksystem ausgeben und habe mich daher gegen das neueste Teradek Bolt 6 entschieden.  

Ich habe jetzt eine Kombination aus Teradek 500 Bolt XT und Teradek ACE 500. Das ACE Empfängermodul habe ich beim Regiemonitor im Einsatz. Ich könnte jetzt noch zusätzlich beim Monitor vom Fokuspuller mein EagleEye Wifi-System anschließen und so noch Smartphone oder Tablets mit einem Bild versorgen. 

DLF Videofunkstrecke Bolt 500 XT
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DLF Videofunkstrecke Bolt 500 XT

Zusammenfassung

Abschließend lässt sich sagen, dass die Auswahl der richtigen Videofunkstrecke von euren individuellen Anforderungen und eurem Budget abhängt. Teradek-Systeme sind zwar teuer, bieten aber oft die zuverlässigsten Ergebnisse. Bei kleineren Projekten oder begrenztem Budget können auch günstigere Systeme gute Dienste leisten.

*es handelt sich um Fotokoch-, Amazon-, EBay-, SmallRig oder Thomann-Affiliate Links.
Das bedeutet, ich bekomme eine Miniprovision, wenn jemand etwas kauft,
das Produkt wird dadurch nicht teurer.

Josef Sälzle DIE LICHTFÄNGER

Hi, ich bin Josef, Kameramann und Filmemacher.
Ich schreibe in meinem DIE LICHTFÄNGER Blog über die Theorie des Filmemachens, schaue mir die Technik an
und gebe euch Tutorials zu unterschiedlichsten Themen.

Mit meiner Filmproduktion DIE LICHTFÄNGER mache ich Filme für Unternehmen sowie für Selbstständige. Bei Fragen könnt ihr mir gerne eine Mail schreiben.

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