Cinelinsen zum Filmen

Cinelinsen zum Filmen

In diesem Artikel geht es um Cinelinsen und wie man diese zum Filmen einsetzen kann. Wenn ich von Cinelinsen spreche, dann meine ich damit natürlich auch Cine-Objektive oder Cinema-Objektive. Ich zeige euch die Unterschiede zu Fotolinsen auf und gebe am Ende des Artikels euch noch ein paar Beispiele für bezahlbare Cinelinsen.  

Inhaltsverzeichnis:

Einführung

Neben Foto-Objektiven gibt es speziell für den Filmbereich Cinelinsen (Filmobjektive). Genau wie Foto-Objektive für das Fotografieren optimiert sind (kurzer Fokusweg, Markierungen oben), sind Cinelinsen zum Filmen optimiert und haben daher einige Unterschiede zu den Foto-Objektiven. In letzter Zeit beschäftige ich mich wieder mehr mit „echten“ Cinelinsen, da ich ab und zu an die Grenze von meinen Zeiss Contax komme. Hier merkt man einfach, dass es „nur“ umgebaut Foto-Objektive sind. 

DLF Cinelinse zum Filmen

Tubus einer Cinelinsen

Fangen wir von Außen an und Arbeiten uns dann ins Innere einer Cinelinse vor.

Hochwertige Verarbeitung und Wetterbeständigkeit

Wenn man zum ersten mal eine Cinelinsen in der Hand hat, dann merkt man sofort, dass diese deutlich schwerer als das Fotopendant sein können. Wir gehen jetzt mal hier von typischen Super35 Cinelinsen aus. 

Cinelinsen werden oft aus Metall gefertigt, damit sie möglichst allen Witterungen und dem harten Set-Alltag überstehen. Metall und gutes Glas wiegen schon etwas. 

die lichtfänger Meike 16mm Cine Lens

In letzter Zeit gibt es aber auch deutlich mehr Modelle, die mit neuen Materialien wie Carbon gefertigt werden, um wieder etwas leichter zu werden. 

Einheitliche Größen und Gewicht

Bei vielen Herstellern haben die Cinelinsen innerhalb einer bestimmten Brennweite (z. B. 24 mm Objektive bis 135 mm Objektive) das gleiche Gehäuse. Die Gehäusegröße orientiert sich am größten Objektiv (z. B. 135 mm). Das hat den Grund, dass man bei einem Objektivwechsel nicht den FollowFocus, die Mattebox (lest hier mein Review über die neue SmallRig Mini Mattebox) oder den Gimbal neu justieren muss, sondern das neue Objektiv an der Kamera befestigt und alle Accessoires wieder an der gleichen Stelle hat. Das gleiche Gewicht bei jeder Cinelinse ist auch sinnvoll, da man dadurch den Gimbal oder die Steadycam bei einem Objektivwechsel nicht neu ausrichten muss. Cinelinsen sind so optimiert, dass sie möglichst viel Zeit am Set einsparen können. 

DLF Cinelinse zum Filmen
Stufenlose Blende

Die Blende wird bei Cinelinsen, wie bei rein manuellen Objektiven über einen Ring eingestellt. Der Blendenring ist aber stufenlos. Das bedeutet, dass der Blendenring nicht bei den einzelnen Werten (t2.0, t2,8, t5.6, etc.) einrastet sondern sich “weich” drehen lässt. Somit kann man bei einem Wechsel von Innen (Zimmer) nach Außen (Terrasse) die Blende ohne sichtbare Sprünge (Klicks) während des Takes anpassen. 

Standardisierte Zahnkranz – Gears

Der Fokusring, der Blendenring und der Zoomring (falls es ein Cinezoom ist) sind mit standardisierten Zahnkränzen ausgestattet, so kann man FollowFocus und weitere Steuerungssysteme an die Objektive anschließen. Bei Foto-Objektiven muss man die Zahnkränze nachrüsten, wenn man einen FollowFocus verwenden will. Das ist meistens ein Kompromiss, weil die nachgerüsteten Zahnkränze oft nicht so gut halten, wie fest installierte Zahnkränze.

die lichtfänger Meike 16mm Cine Lens
Markierungen am Objektiv

Die Abstandsmarkierungen (Fokusentfernung) sowie die gewählte Blende sind so angebracht, dass man die Zahlen von der Seite abliest und nicht von Oben. Der Focus-Puller steht in der Regel an der rechten oder an der linken Seite und kann so die Zahlen auf dem Objektiv lesen. Bei einem Fotoobjektiv schaut der Fotograf von oben auf die Linse, daher sind die Markierungen oben auf dem Objektiv.

Kein Autofokus

Cinelinsen verwenden in der Regel keinen Autofokus, da man am Set meistens mit einem FocusPuller arbeitet oder man als Kamera selbst die Schärfe beeinflussen will. 

Canon hat aber große CineZooms mit Autofokus im Angebot, so kann man auch im Cinebereich auf den DualPixel-Autofokus zugreifen. 

Optische Qualität einer Cinelinse

Cinelinsen werden in der Regel mit einem sehr hohen Qualitätsanspruch an die Abbildungsleistung gefertigt. Das heißt nicht, dass Fotolinsen keine hohe Qualität liefern. Bei Cinelinsen sind die Anforderungen aber noch einmal höher und oft werden diese Cinelinsen ja nur für einen Dreh geliehen.

Einheitlicher Look in einem Cinelinsen-Set

Die Hersteller achten darauf, dass alle Optiken in einem Set das gleiche Bild wiedergeben. Das bedeutet, dass die Farben, die Schärfe und sonstige optische Phänomene (Flares) sich gleich verhalten. 

Bei Fotooptiken ist dies oft nicht der Fall, hier gibt es Unterschiede in der Farbwiedergabe. Bei Fotooptiken ist das aber nie so schlimm, da man ja meistens nur ein Foto betrachtet. Beim Film kann es aber sein, dass man eine Szene mit mehreren verschiedenen Optiken dreht. Hier braucht man einfach Konsistenz. 

T-Stops statt F-Stops

Cinelinsen werden in T-Stops gemessen. Hierbei handelt es sich um die reale Lichtstärke einer Optik. Der F-Stop (f2,8) ist nur ein berechneter Wert. 

Wenn man mit einer 50 mm Cinelinse und T2,2 dreht, dann erhält man die gleiche Belichtung wie wenn man mit einer 35 mm Cinelinse auf T2,2 dreht. Bei Foto-Objektiven ist dies nicht immer der Fall. 

In meinem Artikel über T-Stops und F-Stops gehe ich noch näher auf den Unterschied ein. 

Focus Breathing 

Beim Focus Breathing handelt es sich um optisches Phänomen, dass man bei Cinelinsen möglichst nicht haben will. Wenn man bei einem Objektiv die Schärfe einstellt, dann werden die Linsen ja gegeneinander verschoben. Bei dieser Verschiebung kann es sein, dass der Bildausschnitt leicht verändert wird. Bei Foto-Objektiven ist dieses Phänomen wieder etwas weniger wichtig, da man ja immer nur eine Schärfeeinstellung bei einem Foto hat. 

Im Film kann es aber sein, dass man die Schärfe von einer Ebene (Vordergrund) zu einer anderen Ebene (Hintergrund) verlagern will. Bei Objektiven mit starkem Focus Breathing wird jetzt der Bildausschnitt geändert. Daher werden Cinelinsen hier auch optimiert, sodass sie möglichst wenig oder kein Focus Breathing zeigen. 

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Verschiedene Beschichtungen/Coatings

Die meisten Objektive (moderne und ältere) sind beschichtet, um optische Phänomene wie Lens Flares, Oberflächenreflexionen oder chromatische Aberration zu verringern oder speziell zu beeinflussen. Moderne Beschichtungen leisten hier bereits sehr viel. Daher sind moderne Optiken mit einer besseren Beschichtung oft neutraler und haben ein sehr klares Bild. Im folgenden Abschnitt erkläre ich aber auch noch, warum das manchmal nicht unbedingt gewünscht ist. 

Einige Cinelinsen-Hersteller haben jetzt aber auch beschichtete und unbeschichtete Cinelinsen im Angebot. So kann man sich als Kameramann entscheiden, welchen Look man haben will. 

DLF Cinelinse zum Filmen

Unterschiedliche Cinelinsen für unterschiedliche Looks

Im jetzigen digital Zeitalter sieht jede Kamera fast gleich aus. Oder anders gesagt, man kann jede Kamera in der Farbkorrektur gleich aussehen lassen. Natürlich nur, wenn man am Set und in der Farbkorrektur richtig arbeitet. Das macht natürlich auch Sinn, weil man am Set oft mit unterschiedlichen Kameras arbeiten muss. Sogenannte CrashCams werden zum Beispiel bei Stunts verwendet, hier möchte man nicht unbedingt mit einer 60000€ Kamera arbeiten, sondern nimmt dann vielleicht eher eine günstige Pocket4K. Natürlich darf man dann im fertigen Film nicht sehen, dass diese Kamera anders aussieht. 

Als Kameramann möchte man sich natürlich nicht ganz vergleichbar machen und evtl. einen eigenen Look kreieren. Daher greifen viele Kameraleute zu einem bestimmten Objektiv-Hersteller, wenn sie einen bestimmten Look haben wollen. Wenn man zum Beispiel Zeiss Supreme Objektive wählt, dann bekommt man ein sehr brillantes neutrales Bild. Wenn man eher einen älteren Look (nicht ganz so scharf, weniger Kontrast) haben möchte, dann könnte man zu Cooke Panchro Classics greifen. 

Mehr Cinelinsen auf dem Markt

In diesem Abschnitt gebe ich jetzt ein paar Beispiele für Cinelinsen in unterschiedlichen Preisklassen und für unterschiedliche Kamerasensoren. Es kommt hierbei auf den Bildkreis und den Mount an. Wenn der Bildkreis einer Optik kleiner als der Sensor ist (z. B. MFT Cinelinse – Vollformat Sensor) dann deckt die Cinelinse nicht den Sensor ab, sondern nur einen Teil. Es entsteht eine Vignette. 

Beim Mount von Cinelinsen kann man sich oft entscheiden. Entweder nimmt man den nativen Mount der Kamera (zum Beispiel MFT Cineline mit MFT Kamera) oder man verwendet einen Adapter (zum Beispiel EF Cineline an MFT Kamera mit EF Adapter). 

Mehr Cinelinsen auf dem Markt

Vor ein paar Jahren gab es nur wenige Hersteller, die Cinelinsen angeboten haben. Da mittlerweile aber deutlich mehr Menschen mit DSLRs, DSLMs oder Cinemacamcorder filmen, haben die Hersteller erkannt, dass diese neuen Kameraleute natürlich auch lieber mit Cinemalinsen drehen wollen. 

Zu Beginn haben viele Hersteller ihre Fotolinsen in Cinema-Gehäuse gebaut und so schnell günstige Cinelinsen auf den Markt gebracht. Die Hersteller von günstigeren Cinelinsen haben dabei aber nicht die Linse für das Filmen optimiert. Oft zeigen diese günstigen Cinelinsen die gleichen schwächen die Fotolinsen. 

Zeiss verbaut zwar auch die gleichen Gläser in den CP2s und den ZF2s. Die CP2s werden aber noch einmal genauer überprüft und aufeinander abgestimmt. 

Cinelinsen für MFT

Für den MFT Sensor gibt es einige Hersteller. Ich verwende Cinelinsen von Meike (Herstellerseite) und bin sehr zufrieden mit den kleinen Cinelinsen. Mittlerweile ist das Set auch nahezu komplett und so bekommt für ca. 2300€ ein günstiges Cinelinsen-Set für den MFT Sensor. 

Meike MFT

Meike 16mm 

Meike 25mm

Samyang/Rokinon/Walimex

Ich bin kein Fan von den günstigeren Samyang Cineoptiken (Hersteller-Seite). Sie haben zwar standardisierte Zahnkränze, aber leider unterscheiden sich die Optiken sehr stark in der Größe und im Gewicht. Die Bildfehler (Chromatische Aberration, Schärfe) überzeugen auch nicht wirklich. Die Xeen-Objektive von Samyang sind die professionelleren Versionen.

Cinelinsen für Super35

Der Super35 Sensor war die Standard-Sensorgröße im Kinobereich. Mit dem Aufkommen der Vollformatkinokameras (Alexa LF, Sony Venice, Red Monsto) und den Vollformat DSLMs wird der Super35 Sensor gerade etwas verdrängt. Ich bin mir nicht sicher, ob Vollformat der neue Standard wird. Ich denke eher, dass beide Formate nebeneinander existieren werden. 

Meike Cinelinsen

Die kleineren Cinelinsen von Meike decken aber nicht nur den MFT-Sensor ab, sondern auch den Super35 Sensor. Hier kann man sich aber nur zwischen Sony E-Mount und Fuji X-Mount entscheiden. 

Meike Super35

Meike hat auch günstige Cinelinsen für Super35 (Hersteller-Seite) im Angebot. Es handelt sich um die gleichen Cinelinsen wie für MFT, nur für den Super35-Sensor optimiert. Leider gibt es im Moment nur eine 35 mm und eine 50 mm für den PL und EF-Mount im Angebot. 

Sigma Cine Zooms

Sigma hat die sehr beliebten Zoomobjektive 18-35mm f1,8 (DLF-Artikel von der Foto-Version) und 50-100 mm f1,8 in ein Cinegehäuse (Hersteller-Seite) gepackt und daraus die 18-35mm T2,0 und die 50-100 mm T2,0 gemacht. Die beiden Linsen wurden von Sigma überarbeitet. 

Zeiss CP2

Die Zeiss Compact Primes 2 (CP2) gehört immer noch bei vielen kleineren Produktionen oder Werbefilm zum Standardset. Wie bei Zeiss typische bekommt man ein sehr neutrales und scharfes Bild und kann somit unterschiedliche Looks in der Postproduktion schaffen. 

Tokina Cine Zoom ATX

Tokina hat auch ein Cinezoom für Super35 im Sortiment – das 11-20MM T2.9. Hier bekommt man einen sehr kleinen und leichten Weitwinkelzoom mit den typischen Eigenschaften einer Cinelinse. 

DZOFilms Pictor

DZOFilms ist auch ein etwas jüngerer Hersteller auf dem Markt. Mit den PictorZooms haben sie zwei Super35 CineZooms auf dem Markt, die sehr wenig FocusBreathing haben sollen und vor allem Parfocal sind. 

Cinelinsen Vollformat

Mittlerweile ist Vollformat ja auch bei vielen Cinemakameras angekommen. Das haben die Hersteller natürlich auch bemerkt und bringen reihenweise neue Cinelinsen für den Vollformatsensor heraus. Wie bereits oben geschrieben, bin ich im Moment selber auf der Suche nach neuen Cinelinsen und wahrscheinlich werde ich mich auch für Vollformat-Cinelinsen entscheiden, damit ich möglichst flexibel bei der Sensorwahl bin.

Meike Fullframe

Meike hat natürlich auch Vollformatcinelinsen im Angebot. Im Moment sind 3 Optiken (35 mm, 50 mm und 85mm) auf dem Markt. Im Laufe des Jahres soll das Set um vier weitere Brennweiten erweitert werden. 

DZOFilms Vespid

DZOFilms hat mit den Vespid auch ein umfangreiche Cinelinsen Set auf dem Markt. Die Vespid Primas haben ein sehr schönes Bokeh und zeigen sehr wenig Focus Breathing. 

Canon SUMIRE 

Canon hat nicht nur CineZooms im Sortiment sondern auch Vollformat Cinelinsen.

Sigma FF

Neben den Super35mm CineZooms hat Sigma noch die FF-Objektivreihe. FF steht hier für Fullframe. Hier kann man sich dann noch zwischen Zoom und Festbrennweiten entscheiden.

*es handelt sich um Fotokoch-, Amazon-, EBay-, SmallRig oder Thomann-Affiliate Links.
Das bedeutet, ich bekomme eine Miniprovision, wenn jemand etwas kauft,
das Produkt wird dadurch nicht teurer.

Josef Sälzle DIE LICHTFÄNGER

Hi, ich bin Josef, Kameramann und Filmemacher.
Ich schreibe in meinem DIE LICHTFÄNGER Blog über die Theorie des Filmemachens, schaue mir die Technik an
und gebe euch Tutorials zu unterschiedlichsten Themen.

Mit meiner Filmproduktion DIE LICHTFÄNGER mache ich Filme für Unternehmen sowie für Selbstständige. Bei Fragen könnt ihr mir gerne eine Mail schreiben.

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