RED KOMODO Belichtung

RED KOMODO – Teil 4 RED KOMODO belichten

Wie belichtet man die RED KOMODO? Diese und ähnliche Fragen möchte ich so gut es geht in diesem Artikel beantworten. Wie immer hat dieser Artikel etwas länger auf sich warten lassen, aber ich wollte die Kamera unbedingt bei mehreren Projekten verwendet haben, bevor ich etwas zum Thema Belichtung schreibe. 

Mit etwas Abstand betrachtet, hätte ich diesen Artikel auch direkt am Anfang schreiben können, weil ich nicht unbedingt neue Erkenntnisse bei der Arbeit mit der KOMODO bekommen habe. Sobald man sich einmal an die Dynamik gewöhnt hat (nicht sich nicht stark zur Pocket6K unterscheidet), weiß man, was die Kamera kann und was die Kamera nicht kann. Ich habe aber bei der Arbeit mit der Kamera gelernt, dass man unbedingt in MQ statt EQ oder ELQ aufzeichnen sollte, gerade wenn man mit sehr kleinen Details im Bild arbeitet. 

Einführung

Gerade die Belichtung ist ein stark diskutiertes Thema bei vielen Filmemachern und Kameraleuten:
Was ist die optimale Belichtung? Wo hat man am meisten Dynamik? Wo am wenigsten Rauschen? Wo sollten die Hauttöne liegen?

Meine erste Empfehlung ist immer, testet eurer Kamera unter möglichst vielen Bedingungen, bevor ihr ein großes Projekt mit der Kamera macht und lernt, mit einem Belichtungsmesser umzugehen. 

Dieser Artikel soll einen Überblick über die Belichtung der KOMODO geben und ein paar konkrete Tipps. Filmen müsst ihr dann schon selber und auch selber beurteilen welche Bilder euch besser gefallen. Wenn ihr noch eine Auffrischung zur KOMODO braucht, dann lest euch meine vorherigen Artikel zu dieser Kamera durch. 

DLF Alexa Mini vs. KOMODO

Exposure Tools bei der RED KOMODO

Ihr könnt euch bei der KOMODO entscheiden, ob ihr in ProRes oder in REDRAW aufzeichnet. Beide Formate haben Vor- und Nachteile. Mehr zur Aufnahme in raw, gibt es in meinem Artikel: Mit raw-Video arbeiten: Gute Idee oder schlechte Idee?

Das Aufnahmeformat bestimmt auch nicht unbedingt, wie ihr die Kamera belichtet, da die Kamera in beiden Formaten eine ähnliche Dynamik hat. Natürlich hat man mit REDRAW aber die maximale Qualität. 

Wenn man aber „nur“ in FullHD aufzeichnen möchte, dann hat man nur die Wahl, mit einem starken Crop zu arbeiten oder eben mit der minimal schlechteren Qualität von ProRes, dafür kann man aber hier den ganzen Sensor auslesen. Wenn man hingegen FullHD mit REDRAW aufnehmen will, dann muss man den starken Crop in Kauf nehmen. So ist das eben bei einer RAW-Kamera. 

Belichtungshilfen

Kommen wir jetzt zu den Belichtungshilfen bei der KOMODO. Man hat die typischen Traffic Lights von RED, die Exposureanzeige, die Videoanzeige, Zebras und die GIO-Scope Anzeige.

DLF RED KOMODO Belichtung RED Material LOG 1 scaled
RED KOMODO Screengrab

Sowohl die Exposure-Anzeige, als auch die GIO-Scope-Anzeige und die TrafficLights zeigen die rohen Belichtungsdaten des Sensors an. Das könnt ihr auch schnell selbst testen, wenn ihr die ISO bei der Kamera anpasst. Ihr bekommt hier bei unterschiedlichen ISOs immer die gleiche Belichtung angezeigt. Das liegt daran, dass die ISO keinen Einfluss auf die Belichtung des Sensors hat, sondern nur die Blende und Belichtungszeit (und ggf. ein ND-Filter). Lest euch hier meinen Artikel zur ISO bei digitalen Kameras durch: Wie funktioniert die ISO bei Videokameras.  

DLF KOMODO Belichtung Exposure
RED KOMODO FalseColor Exposure

Die Videoanzeige zeigt das Bild mit IRE-Werten an und verwendet mehr Abstufungen bei den Farben. Alle Belichtungshilfen haben Vor- und Nachteile. Bei der Exposure-Anzeige sieht man sehr schnell Über- und Unterbelichtungen beim Sensor. Mit der Video-Anzeige hat man feinere Abstufungen, kann aber nicht mehr ganz so genau eine Über- oder Unterbelichtung sehen. 

DLF KOMODO Belichtung Video
RED KOMODO FalseColor Video

Die GIO-Scope Anzeige teilt das Bild in die einzelnen Blendenstufen ein und weißt diesen eine bestimmte Farbe zu, ähnlich zur EL-Zone Anzeige von SmallHD. Die TrafficLights zeigen an, wieviele Pixel auf jedem Kanal über- oder unterbelichtet sind. Wenn zum Beispiel 2% von einem Kanal (Rot, Grün, Blau) clippen, dann springt die kleine Anzeige an. Wenn man jetzt noch mehr Licht auf den Sensor kommt, steigt der Balken des jeweiligen Kanals. Wenn der Balken dann ganz voll ist, dann weiß man, dass 25% der Pixel auf diesem Kanal überbelichtet sind. 

DLF KOMODO Belichtung GioScope
RED KOMODO FalseColor GioScope
Vergleich der unterschiedlichen Scopes

Schauen wir uns jetzt noch unterschiedliche Scopes im Vergleich an. Speziell schauen wir hier noch auf die Scopes, die SmallHD-Monitore haben.

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DLF KOMODO Belichtung SmallHD ElZone
SmallHd FalseColor EL-Zone
DLF KOMODO Belichtung SmallHD FalseColor Spectrum
SmallHD FalseColor Spectrum
DLF KOMODO Belichtung SmallHD FalseColor Arri
SmallHD FalseColor Arri
DLF KOMODO Belichtung SmallHD FalseColor Arri lut
SmallHD FalseColor Arri mit LUT
DLF KOMODO Belichtung SmallHD FalseColor Spectrum Lut
SmallHD FalseColor Spektrum 2 mit LUT

Im Vergleich zu den internen Scopes liefern die Scopes von SmallHD teilweise etwas verfälschte Werte. Die beste Anzeige ist hier noch der FalseColor im EL-Zone, da diese direkt das LOG-Material von RED interpretieren kann. Die anderen Scopes werden durch das LOG-Material verfälscht. Erst, wenn man bei der Kamera intern auf REC709 sowohl beim ColorSpace, als auch beim SDI-Output stellt, zeigen die Scopes deutlich realistischere Werte an.

RED KOMODO Belichtung REC709 Output
RED KOMODO REC709 Output
RED KOMODO Belichtung REC709 Output - Exposure
RED FalseColor Exposure
RED KOMODO Belichtung REC709 Output - SmallHD FalseColor Arri
SmallHD FalseColor Arri

Hier müsst ihr euch jetzt entscheiden, ob ihr die EL-Zone verwendet wollt oder die herkömmlichen Scopes. Beides geht im Moment leider nicht, da die EL-Zone ein LOG-Bild erwartet und den anderen Scopes ein REC709-Bild. Problem mit der EL-Zone ist aber, dass die KOMODO etwas mehr Dynamik wie die EL-Zone Anzeige hat. So wird auf der KOMODO eine Überbelichtung angezeigt, bei der EL-Zone aber noch nicht. Hier sollte man unbedingt parallel auch immer die internen Scopes checken. Für den Kontrast kann man aber die EL-Zone natürlich sehr gut verwenden.

RED KOMODO Belichtung - SmallHD Custom FalseColor
SmallHD Custom FalseColor

Ihr könnte euch natürlich auch einen individuellen FalseColor-Monitor bei SmallHD erstellen. Ich habe hier versucht, die Exposure Anzeige der KOMODO abzubilden, jedoch mit etwas mehr Abstufungen dazwischen. Problem bei dieser Methode ist aber, dass sie nur für eine ISO funktioniert. Sobald man die ISO verstellt, liefert dieser Custom FalseColor wieder falsche Werte. Man kann bei den SmallHD-Monitoren drei individuelle Maps erstellen, hier könnte man sich zum Beispiel ISO400, ISO 800 und ISO1600 einstellen.

Wie belichtet man jetzt die KOMODO

Jetzt kennen wir die unterschiedlichen Belichtungshilfen, aber wie belichtet man jetzt die KOMODO richtig? An sich ganz einfach, man belichtet die Kamera über die üblichen Mittel: Blende, Belichtungszeit und ND-Filter. Wie bereits so oft geschrieben, belichtet man nicht über die ISO, da die ISO nicht die Belichtung auf dem Sensor steuert, sondern nur eine Anzeigehilfe ist. 

Bei viel Licht kann man die ISO etwas höher stellen (800 – 1600) und sieht so ein helleres Bild und kann dementsprechend die Blende schließen oder mehr ND-Filter verwenden. Bei wenig Licht arbeitet man genau andersherum.

Ob ihr jetzt Hauttöne genau bei 18% Grau belichtet oder eine Blende darüber oder darunter, kann ich euch nicht sagen. Das müsst ihr selbst bei einem Test herausfinden.

Belichtung mit ETTR

Es gibt ja die Belichtungsmethode ETTR (Exposure to the right). Hierbei wird dem Sensor bewusst mehr Licht gegeben, um möglichst viel Informationen in den Schatten zu haben, sodass die Schatten möglichst wenig rauschen. Die Highlights sollten natürlich nicht clippen. In der Postproduktion wird die Belichtung dann wieder auf den normalen Wert gebracht. 

Probleme mit ETTR

Mir selbst liegt die ETTR-Belichtung jedoch nicht und hierfür habe ich folgende Gründe.

Kein schönes Bild

Gerade auf dem Set ist es wichtig, dass jeder genau weiß, mit welchem Bild man arbeitet. Man braucht hier unbedingt eine LUT für alle Beteiligten. Klar, das Kameradepartment kann in der Regel mit unkorrigierten Bildern arbeiten. Aber bei der Regie oder Kunden hört es meistens schon auf.

Habe es schon öfters erlebt, dass ein Kunde sich beim Set über das flache und helle Bild „beschwert“ hat. Man muss dann immer erst erklären, dass es sich um ein flaches Bildprofil handelt und noch keine REC709 Korrektur vorhanden ist. „REC70was?“ 

Das war natürlich noch am Anfang der Zeiten, in denen man mit flachen Bildprofilen gedreht hat. 

Die LUT-Workflows waren noch nicht ganz so etabliert. Ich habe mir inzwischen angewöhnt entweder ein REC709-Bilder aus der Kamera auszugeben, oder ich verifiziere vor dem Dreh, dass auf allen Monitoren die korrekte LUT installiert ist, wenn ich ein LOG-Bild ausgebe. 

Wenn man jetzt noch mit ETTR arbeitet, dann wird das Bild ja auch wieder „falsch“ auf dem Monitor angezeigt. Man kann natürlich jetzt immer eine spezielle ETTR-LUT haben (LUT -1 Blende, LUT -2 Blenden), dann muss man aber auch wieder sicherstellen, dass die korrekte LUT auf allen Monitoren geladen ist und angezeigt wird. 

Keine konstante Belichtung

Bei ETTR belichtet man ja gerade so, dass die Highlights nicht clippen, dadurch erhält man keine konstante Belichtung über unterschiedliche Szenen oder sogar Einstellungen (falls man die Totale anders belichtet, wie die Nahe).

In der Farbkorrektur hat man jetzt dauernd das Problem, dass man viele Shots immer aufeinander anpassen muss. Da man manchmal ein helleres Bild hat und manchmal ein dunkleres. Bei Hauttönen fällt dies besonders auf. Bei ETTR hat man oft, dass die Hauttöne mal deutlich über und mal deutlich unter 18% liegen. Das macht die Farbkorrektur nicht unbedingt schneller. Wenn man natürlich jeden Wert penibel genau dokumentiert und bei den einzelnen Shots die jeweilige Überbelichtung notiert, kann man in der Post die Sachen schneller angleichen. Aber um das Angleichen kommt man nicht herum. 

Höhere Gefahr, dass Highlights ausbrennen

Mit ETTR hat man ein höheres Risiko, dass die Highlights ausbrennen. Man belichtet ja gerade so, dass die Highlights nicht clippen. Aber wie schnell ändern sich mal die Lichtverhältnisse, gerade wenn man unter freiem Himmel mit Sonne dreht. Bei Bewegtbild können sich die Gegebenheiten einfach zu schnell ändern und schon hat man zwar ein rauscharmes Bild, dafür geclippte Highlights. Was ist jetzt besser? 

ETTR hat ausgedient

Meiner Meinung nach, sind die Kamerasensoren mittlerweile so gut, dass eine ETTR-Belichtung nicht mehr unbedingt notwendig ist. Wenn man ein besonders rauscharmes Bild haben will (was man ja mit ETTR erreichen will), dann kann man sich auch mit der eigentlichen Lichtsetzung beschäftigen und vielleicht mehr Licht von Haus aus in den Schatten setzen. Für mich wirkt das aber oft nur wie eine Art Sicherheitsnetz, weil man Angst hat, dass man nichts mehr in den Schatten erkennt. 

Das sollte man aber im voraus mit der Regie abklären, ob die Details in den Schatten überhaupt relevant sind. 

Habe ich jetzt schon geschrieben, wie ich die KOMODO belichte? Nicht wirklich, aber ich habe auf jeden Fall geschrieben, wie ich die KOMODO nicht belichte. 

Ich würde sagen, dass ich in einer Szenerie (sei es fiktional oder werblich) erst einmal die Lichtrichtung bestimme. Diese wird oft vom Raum und von der Platzierung der Darsteller festgelegt. Dann setze ich das Führungslicht, sowie das Raumlicht und lege hier meinen Kontrast fest. Bei Bedarf wird jetzt noch eine Spitze gesetzt. An der Kamera stelle ich dann meine gewünschte Blende (je nach gewünschter Hintergrundunschärfe) ein, dann passe ich die Belichtung mit ND-Filtern an. Ich schaue auch, dass meine TrafficLights nicht unbedingt aufleuchten. Kommt natürlich auch immer auf das Bild an. Falls ich eine Straßenlaterne sichtbar im Bild habe, dann kann die Birne der Laterne natürlich auch mal ausbrennen. Die Belichtung eines Bildes hängt für mich auch immer vom Bild selbst und der Stimmung ab. Natürlich gibt es eine technisch korrekte Belichtung (nichts ausgebrannt und nichts abgesoffen), aber ist das die passende Belichtung für die Szenerie? 

Zusammenfassung

Zusammenfassend kann ich sagen, dass ich die KOMODO nicht wirklich anders zu anderen Cinema Kameras belichte. Es kommt natürlich immer etwas darauf an, mit welcher anderen Cinema Kamera man sie vergleicht. Falls die andere Kamera einen Dual-ISO Sensor hat, dann können schon Unterschiede bei der ISO bestehen. Aber generell arbeite ich mit der KOMODO, wie mit einer Pocket4K (bei normalen Lichtverhältnissen) oder ARRI Alexa. Ich stelle fest, dass die Kamera bei der Belichtung immer mehr in den Hintergrund rückt und ich mich eher um die Lichtgestaltung kümmere. Die Kamera zeichnet die vorherrschenden Lichtverhältnisse dann auf und in der Post kann man dann den Look noch einmal mehr herausarbeiten. 

Mir gefallen aber die Exposure-Tools, die die KOMODO zur Verfügung hat. Gerade mit den TrafficLights sieht man sehr schnell, ausgebrannte Hightlights und abgesoffene Schatten. Ich verwende auch deutlich weniger die Exposure-Tools von meinem SmallHD 702Touch, wenn ich mit der KOMODO arbeite. 

*es handelt sich um Fotokoch-, Amazon-, EBay-, SmallRig oder Thomann-Affiliate Links.
Das bedeutet, ich bekomme eine Miniprovision, wenn jemand etwas kauft,
das Produkt wird dadurch nicht teurer.

Josef Sälzle DIE LICHTFÄNGER

Hi, ich bin Josef, Kameramann und Filmemacher.
Ich schreibe in meinem DIE LICHTFÄNGER Blog über die Theorie des Filmemachens, schaue mir die Technik an
und gebe euch Tutorials zu unterschiedlichsten Themen.

Mit meiner Filmproduktion DIE LICHTFÄNGER mache ich Filme für Unternehmen sowie für Selbstständige. Bei Fragen könnt ihr mir gerne eine Mail schreiben.

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