Fuji X-T3 – Powerhouse DSLM zum Filmen
Es geht weiter in der Fuji Welt. In diesem Artikel stelle ich euch die Fuji X-T3 (Amazon-Link) vor. Letzte Woche haben wir uns ja die X-T30 angeschaut und hier kommt praktisch die große Schwester der X-T30. Ich würde die X-T3 aber auch noch als mittelgroße DSLM zum Filmen und Fotografieren deklarieren. Aber zum Body gleich mehr. Habe die Fuji X-T3 im Titel als Powerhouse bezeichnet, weil in der kleinen Kamera enorm Film Technik und Potential schlummert.
Einführung
Ende November 2019 wollte ich dem trüben Deutschland entkommen und bin mit meiner Frau und einer Freundin für eine Woche nach Irland gefahren. Bei Irland denkt man natürlich auch nicht unbedingt an schönes Wetter, sondern eher an den typischen britischen Regen. Aber im Herbst und Winter ist Irland ein Traum. Durch die Nähe zum Atlantik hatten wir in der Regel sehr viel Sonne und Wolken. Es war natürlich sehr windig und ein Tag war komplett verregnet. Dafür bekommt man aber eine fast menschenleere Landschaft mit abwechslungsreichem Wetter geboten.

Warum eine DSLM?
Seit längerem bin ich ja am überlegen, welche DSLM ich mir holen soll. Ich möchte wieder mehr in der Natur und in der Stadt Fotografieren und Filmen, ohne das ich viel Equipment mit mir herumtragen muss. Die BMPCC4K und die 5D sind einfach zu groß für diesen Zweck. Mein altes iPhone 7 macht noch super Bilder und in Kombination mit der Moment Anamorphic Lens ist es einfach wunderbar. Manchmal fehlt mir hier aber das Quäntchen Qualität … gerade bei sehr nebligem Wetter oder schlechten Lichtverhältnissen rauscht mir das iPhone zu viel.
Fuji-Wahn
Im Moment haben es mir die Kameras von Fuji angetan. Mir gefällt das Retrodesign und die geringe Größe. Man hat zwar „nur“ einen APS-C Sensor, dafür schleppt man aber einfach nicht so viel, wie bei einer Vollformatkamera. Derzeit haben wir ja sowieso den Vollformathype und jeder kauft sich eine Sony A7SIII, Canon EOS-R oder eine Nikon Z7. Man sollte die APS-C Kameras aber nicht abschreiben!
Neulich habe ich euch ja schon von der Fuji X-T30 erzählt und dieses mal habe ich mich für die größere X-T3 entschieden. Ich habe mir die Kamera bei dem Onlineversand Gearflix mit dem Kitobjektiv (18-55mm f2,8-4) und dem 35mm f2 für eine Woche geliehen. Beizeiten werden euch auch noch das Angebot von Gearflix näher vorstellen.

Auspacken und erster Eindruck
Zur Verpackung kann ich wieder nichts sagen, da man bei einem Leihgerät nicht den Karton dazubekommt. Man braucht ihn ja auch nicht wirklich.
Haptik
Aber zum ersten Eindruck kann ich etwas sagen. Die Fuji X-T3 ist etwas größer als die X-T30 und liegt dadurch deutlich besser in der Hand. Die Haptik ist wieder sehr hochwertig. Das Vintage Design macht einfach was her.
Es gibt wie bei der kleinen Schwester schöne Drehrädchen und Kippschalter. Beide Kameras haben gleich viele Rädchen auf der oberen Seite.



Knöpfe, Schalter und Rädchen
Bei der X-T3 gefällt mir das Layout aber besser, da man die Belichtungszeit, die ISO und die Belichtungskorrektur über die Drehrädchen verstellen kann. Bei der X-T30 verstellt man statt der ISO die Aufnahmemodi. Für diese Einstellung hat die Fuji X-T3 noch einmal einen Schalter unter dem Rädchen. Unter dem Rädchen für die Belichtungszeit hat man auch noch einen Schalter. Also praktisch links und rechts unter den Rädchen.


Auf der Rückseite der Kamera bekommt man zusätzlich zum Joystick noch ein Steuerkreuz. Der Q-Button ist auch deutlich besser platziert als bei der X-T30. Die Buttons fühlen sich auch sehr hochwertig an.



Das Display lässt sich auch kippen, besonders hilfreich, wenn die Kamera sehr niedrig oder sehr hoch ist. Leider gibt es wie bei der X-T30 keinen typischen Klappmonitor. Der Sucher der X-T3 ist auch deutlich größer. Auf der Vorderseite bekommt man auch noch einen zusätzlichen FN-Button.

SD-Karten Slot + Anschlüsse
Im Gegensatz zur X-T30 hat die X-T3 auch einen eigenen SD-Karten-Slot an der Seite. So wie man es von anderen größeren Kameras kennt. Man kann auch zwei SD-Karten verwenden. Was mir besonders gut gefällt ist, dass man einen Slot nur für Fotos verwenden kann und den anderen Slot nur für Filme. Man kann also im Foto-Slot etwas günstigere UHS-1 Karten verwenden und im Film-Slot dann die teureren UHS-2 Karten.
Eines der besten Features der Kamera ist die Abdeckung zu den Anschlüssen – und das klingt vielleicht etwas blöd – aber man kann die Abdeckung mit einem kleinen Handgriff einfach entfernen. Wenn man die Kamera „normal“ verwendet, dann ist die Klappe ja in der Regel zu. Wenn man die Kamera aber geriggt hat und zum Beispiel einen externen Recorder am HDMI-Anschluss verwendet, dann kann man die Klappe einfach herausnehmen und hat so weniger Probleme. Dieses Feature würde ich mir bei der Blackmagic Pocket 4K wünschen. Hier stören mich die Abdeckungen der Anschlüsse enorm.
Einsatzgebiet
On the Road
Ich hatte die Fuji X-T3 bei allen Ausflügen dabei. Ohne zusätzliche Tasche. Die kleine 35mm f2 (Amazon-Link) hatte ich in der Jackentasche dabei. Das ist der Vorteil an APS-C DSLMs. Die Objektive sind einfach klein und handlich (wenn man nicht unbedingt die lichtstärksten Optiken nimmt). Durch die geringe Größe kann man die Kamera wunderbar als Run-N-Gun Kamera einsetzen und fällt nicht unbedingt auf. IBIS wäre hier zwar noch schön, aber wenn man einen Bildstabilisator in der Optik hat, kann man schon einiges ausgleichen. Hier kommt es natürlich auf die Optik an, das Fujinon 18-55mm f2,8-4 gleicht 4 Stops aus, das Fujinon 16-80mm f4 5 Stops.
Außerdem kann man ja auch noch einen Gimbal verwenden, hier reicht auch schon der kleine DJI Ronin-SC (Amazon-Link). Dann muss man natürlich wieder mehr schleppen.
Mit wenig Equipment auskommen
Ich habe mich bei meinen Videos meistens nicht bewegt und versucht die Kamera so ruhig wie möglich zu halten. Man muss einfach mit dem Arbeiten, was man hat. Wenn man kein Gimbal und kein ordentliches Stativ dabei hat, dann sollte man möglichst auf Rumlaufen verzichten. Das verwackelt alles nur. Ohne Stativ kann man auch nur bedingt schöne Schwenks machen. Was manchmal helfen kann, ist die Slowmotion-Funktion. Die X-T3 kann ja intern 120fps in 1080p und so kann man einfach schnell schwenken (und hat somit weniger Wackler). In Slowmotion hat man dann einen schönen langsamen Schwenk.
X-T3 riggen
Die Kamera lässt sich aber nicht nur für Run-N-Gun verwenden, sondern man kann sie auch wie viele andere DSLMs riggen und so fit für größere Drehs machen. Wenn man die höchste Bildqualität haben möchte, braucht man sowieso einen externen Monitorrecorder. Aber dazu später mehr. Wie jede DSLR oder DSLM hat die Fuji X-T3 beim Riggen die gleichen Vor- und Nachteile.
Vorteile
– modular (so klein- oder groß wie nötig)
– guter Schutz durch Cage
Nachteile
– für den Cinebetrieb muss man viel anbauen, dadurch wird alles sehr fummelig
– Kosten steigen stark an, da man viel Zubehör kaufen muss
Bedienung und Technik
Fuji geht ja mit seinen Kameras einen etwas anderen Weg, was die Bedienung angeht. Die Bedienung erinnert eher an alte analog Kameras. Wie bei der X-T30 können viele Parameter über die Drehrädchen eingestellt werden. Bei der X-T3 können diese Rädchen auf der oberen Seite auch festgestellt werden. Damit verstellt man auch nichts durch Zufall.
Man muss sich am Anfang erst einmal an die Bedienung gewöhnen, aber nach ein paar Stunden sitzen die Handgriffe. Habe ja auch schon im X-T30 Artikel geschrieben, dass man die Blende manchmal direkt an der Optik einstellt. Es kommt auf die Optik an. Da ich aber sehr viel mit manuellen Optiken (Zeiss, Meike) filme, ist die Umgewöhnung nicht ganz so groß.
Schneller Wechsel zwischen Foto und Video
Besonders gut hat mir der schnelle Wechsel zwischen Foto und Video gefallen. Die Fuji X-T3 hat links am ISO-Rädchen noch einen Hebel, mit dem man die einzelnen Aufnahmemodi umstellen kann. Ich war meistens im Einzelfoto- und Videomodus unterwegs. Wenn man von Foto auf Video umstellt, darf man aber nicht vergessen noch die Belichtungszeit zu ändern. Bei Fotos ist man ja meistens mit einer kürzeren Belichtungszeit unterwegs und bei Video hält man sich ja an die 180-Grad-Regel. Da man mit Drehrädchen arbeitet und diese bei einer bestimmten Stellung immer den gleichen Wert haben, kann man sehr gute mit dem Muskelgedächtnis der Finger arbeiten. Man weiß einfach nach einer Zeit wie viele Klicks man für eine bestimmte Belichtungszeit drehen muss.
Feste Belichtungszeit festlegen
Es gibt auch die Möglichkeit, dass man die Belichtungszeit im Videomodus auf 1/50 lässt und dann im Fotomodus beliebig die Belichtungszeit wählt. Wenn man dann wieder in den Videomodus geht, ist die Belichtungszeit wieder bei 1/50. Hierfür muss man die Bedienung der Kamera etwas umstellen. Man legt die Belichtungszeit auf das vordere Drehrädchen und stellt dann am oberen Rädchen die Belichtungszeit auf T (diesen Kniff habe ich aus einem Video, wenn ich wieder eine X-T3 zur Hand habe, werde ich dies gleich ausprobieren. In Irland habe ich dies noch nicht ausprobiert.).
Individualisierbarkeit der Kamera
Insgesamt lässt sich die Kamera sehr gut individualisieren, die meisten Buttons können mit den eigenen Funktionen belegt werden. Hier kann man sich die Kamera schön auf seine eigenen Bedürfnisse anpassen. Ich würde aber empfehlen, dass man einfach eine Weile mit der Standard-Konfiguration fotografiert und filmt. Dann wird man merken, was einem bei der Bedienung nicht so gefällt und kann dann dementsprechend nachjustieren.
X-Trans CMOS 4 Sensor
Die Fuji X-T3 hat den neuen X-Trans Sensor. Man bekommt hier 26 Megapixel und eine maximale ISO von 51000 … . Ich habe noch nie eine höhere ISO als 12500 gebraucht, aber meine Arbeitsweise ist halt hier etwas anders. Der Cropfaktor liegt bei 1,5.
Laut DPReview hat die X-T3 auch einen Dual-ISO-Sensor, der bei ISO800 auf einen rauschärmeren Modus springt. Hier muss ich die Kamera aber auch noch weiter testen, eine Woche reicht hier einfach nicht aus.
Bei 4K 50p cropt die Kamera noch einmal mit einem Faktor von 1,18. Man landet insgesamt also bei ca. 1,68. Bei FullHD 120p wird noch einmal mehr gecropt.
Aufnahmemodi
Schauen wir uns noch schnell die verschiedenen Aufnahmemodi der Kamera an. Im Fotomodus können wir 14 Bit RAW Bilder mit einer Auflösung von 6240 x 4160 machen. Die Bilder haben dann eine Größe von ca. 50MB. Aber kommen wir zum interessanteren Filmmodus. Intern können wir 4K DCI 10bit 4:2:0 mit 30fps aufzeichnen mit. Man hat hier auch eine schöne Bitrate von 400Mbps in einem H.265 Codec. Wenn man nur UHD braucht, hat man sogar 60fps. Hier darf man aber der Sensor-Crop von 1,18 nicht vergessen. In FullHD kann man mit 120fps aufnehmen, die Bitrate liegt aber immer noch bei 200Mbps. Hier könnte sich Sony mal eine Scheibe abschneiden. Wenn man extern aufzeichnet hat man übrigens immer 4:2:2 bei der Farbabtastung! Schaut euch einfach folgende Tabelle von Fuji an. Hier ist alles übersichtlich zu sehen.

Das Bild der Fuji X-T3
Ich bin sehr beeindruckt von den Bildern und Filmen, die die X-T3 liefert. Das 4K Bild sieht einfach super aus. In FullHD habe ich meistens nur Slowmotion gedreht und wurde auch hier nicht enttäuscht. Einen detaillierten Test zum Bild der Fuji X-T3 werde ich in einem anderen Artikel geben, wenn ich noch mehr Erfahrungen mit der Kamera gemacht habe.



Schattenseite der Fuji X-T3
Leider gibt es auch nicht nur Positives zu berichten. Ab und zu hatte ich das Problem, dass die Slowmotion-Aufnahmen plötzlich sehr minderwertig aussehen. Ich kann leider noch nicht genau sagen, an welchen Einstellungen das liegt. Wie schon geschrieben, cropt die Kamera bei 120p noch einmal mehr rein und Aliasingartefakte werden deutlicher. Mir schien es aber eher so als würde die Bitrate bei bestimmten Clips deutlich abnehmen … . Beim Codec war ich auch bei All-I und nicht LongGOP, daher sollte das eigentlich auch nicht möglich sein. Es könnte auch an der verwendeten Optik und dem Bildstabilisator liegen. Hier muss ich die Kamera einfach noch genauer testen.
Habe mal zwei Clips hochgeladen um das Problem zu zeigen. Beide Clips wurden mit den gleichen Einstellungen gemacht.
Bei diesem Clip sieht man die deutlichen Aliasing-Artefakte im Stein.
Das F-Log Profil gefällt mir aber sehr gut und es lässt sich auch mit der mitgelieferten FUJI-Lut leicht korrigieren. F-Log mit der Eterna-LUT sieht einfach wunderbar aus.
X-Mount Objektive
Wie ihr wisst, drehe ich ja in der Regel mit EF-Optiken und komme auch aus der Canon Welt. Hier kennt man nach einer Weile die ganzen Optiken und die Abkürzungen für die Optiken. Bei Fuji muss man sich wieder in eine neue Welt begeben. Aber wie gesagt, mir gefällt die Fuji-Welt bis jetzt sehr gut. Man kann zwischen Festbrennweiten, Zooms und Cinezooms wählen.

Ich gebe euch hier noch ein kleines Glossar für die Abkürzungen. Ich musste dauernd sehr viel recherchieren, was die einzelnen Abkürzungen bei den Optiken bedeuten. OIS ist ja leicht zu verstehen, aber LM oder WR nicht mehr so leicht.
XF- Objektiv
Hochwertige Linsen für das X-Bajonett
XC-Objektiv
Etwas günstigere Linsen für das X-Bajonett
MKX-Objektiv
Cine-Optiken für das X-Bajonett
GF-Objektiv
Objektive für das E-Bajonett (Mittelformat von Fuji)
R
Das Objektiv hat einen Blendenring
LM
Linearer Motor für Auto- und manuellen Fokus.
WR
Wasserabweisend
OIS
Bildstabilisator
PZ
Power Zoom
APD
Apodisationsfilter. Weichzeichnungseffekt im Bokeh.
Ausblick
Laut Gerüchten soll ja in Kürze die Fuji X-T4 erscheinen. Anscheinend mit IBIS. Hier muss dann der Body wahrscheinlich etwas angepasst werden, um die zusätzliche Mechanik für die Stabilisierung unterzubringen. Es kann also sein, dass bisheriges Zubehör nicht mehr kompatibel zur neuen X-T4 wird. Das sind aber alles nur Gerüchte und es wurde noch nichts bestätigt. Ich würde im Moment mit dem Kauf einer X-T3 noch bis ca. März oder April warten. Wenn die X-T4 auf dem Markt ist, wird die X-T3 noch einmal günstiger. Gebraucht bekommt man die X-T3 oft schon für knapp 1000€.
Fazit
Leider hatte ich die Kamera ja nur eine Woche. Wenn ich die Kamera erneut habe und auch vielleicht bei einem bezahlten Job verwendet habe, kann ich noch mehr zur Kamera sagen.

So das war’s erst einmal mit der Fuji X-T3 (Amazon-Link). Mir gefällt das Fuji-System immer mehr. Die X-T30 (Amazon-Link) ist ja schon eine enorm gute Kamera aber die X-T3 legt noch einmal eine Schippe drauf. Die Bedienung gefällt mir und auch die Aufnahmemöglichkeiten. Das Bild ist wirklich ein Traum und es ist einfach wunderbar, dass man mit so einer kleinen Kamera so viel machen kann. Natürlich kann die Kamera nicht alles, aber welche Kamera kann das schon.
Für mich ist die X-T3 einfach eine solide DSLM.



