Vorstellung: Viltrox EF-M2 FocalReducer/Speedbooster
In diesem Artikel stellen wir euch den Viltrox EF-M2 0,71 Focal Reducer vor. Wer Focal Reducer noch nie gehört hat, der wird vielleicht den Begriff Speedbooster kennen. Der Begriff Speedbooster ist eigentlich der Markenname für Focal Reducer vom Hersteller Metabones. Speedbooster hat sich hier als Gattungsbegriff durchgesetzt – Brennweitenverkürzer klingt auch etwas lustig. Ich gehe jetzt erst kurz auf die Theorie hinter einem Speedbooster ein, wer gleich mehr über den Viltrox EF-M2 lesen möchte, der kann mit dem Inhaltsverzeichnis an die richtige Stelle springen.
Kurzzusammenfassung: Mit dem Viltrox EF-M2 könnt ihr EF Objektive an einer Kamera mit MFT-Mount (z. B. BMPCC4K) verwenden. Der Adapter von Viltrox hat nicht die gleiche optische Leistung wie der Speedbooster von Metabones. Die Verarbeitung ist auch nicht auf dem Niveau von Metabones. Dafür bezahlt man auch nur einen Bruchteil. Wer also noch nicht gleich so viel Geld für einen Speedbooster ausgeben will, der kann sich den Adapter von Viltrox holen. Aber wie so oft gilt der Spruch „wer billig kauft, kauft zweimal“.
Inhaltsverzeichnis
Einführung
Was macht ein Speedbooster/FocalReducer
An sich ist ein Speedbooster ein umgedrehter Telekonverter, also nicht technisch sondern rein von der Logik.
Bei einem Telekonverter wird die Brennweite eines Objektivs erhöht, aus einem 50mm wird mit einem 2x Konverter ein 100mm. Telekonverter braucht man zum Beispiel in der Naturfotografie, wenn man noch näher ans das Tier herankommen will, aber ohne den Standort zu wechseln.
Bei einem Speedbooster ist das genau andersrum. Aus einem 50mm wird mit einem 0,64x Speedbooster (Amazon-Link) ein 32mm Objektiv (sehr vereinfachte Berechnung, weil ich hier den Cropfaktor des Sensors noch nicht mit einbezogen habe). Man bekommt eine Blende mehr, weil sich bei einem Speedbooster ja nicht die Blende oder die Öffnung des Objektives verändert. In unserem Artikel „Unterschied zwischen t-Stop und f-Stop“ haben wir euch ja bereits erklärt, wie sich der f-Stop eines Objektives berechnen lässt.
Beispiel:
Canon 50mm f1,4 + Speedbooster 0,64
50mm * 0,64 = 32mm
Jetzt teile ich die Millimeter durch den Durchmesser der ersten Linse (ca. 35mm)
32mm / 35mm = 0,91mm, aufgerundet also f1.
In der Theorie erhält man also eine Blende mehr. Aber wir kennen ja den Unterschied zwischen f-Stop und t-Stop. Und der reale Blendengewinn liegt eher bei 0,71 Blenden. Aber immerhin.
Mehr Weitwinkel
Meiner Meinung nach ist der Hauptgewinn eines Speedbooster auch nicht die zusätzliche Blende sondern eher die weitere Brennweite. Gerade bei MicroFourThirds Sensoren hat man durch den zweifachen Cropfaktor oft Probleme in den Weitwinkelbereich zu kommen. Mit einem Speedbooster ist das deutlich einfacher möglich. Nehmen wir mein Zeiss 28mm. Es handelt sich um eine Vollformatoptik. Auf der Blackmagic Pocket 4K wäre das 28mm eher ein 53mm. Mit einem Speedbooster kommt man dann auf 35mm. Noch kein wirklicher Weitwinkel, aber eine sehr schöne Brennweite. Mein Zeiss 18mm wäre dann ein 21mm.
Berechnung der Brennweite
28mm Optik x Cropfaktor Sensor (ca. 2). 28mm x 2 = 56mm. Jetzt multiplizieren wir das Ergebnis mit dem Faktor des Speedboosters. 56mm x 0,64= 35,84mm. Also ca. 35mm.
Verarbeitung
Aber kommen wir zum eigentlichen Thema – dem Viltrox EF-M2 (Amazon-Link).
Wir packen den EF-M2 erst einmal aus. Unboxing ist ja immer eine großes Ding bei vielen. Es gibt nicht viel zu tun. Der Adapter kommt in einer kleinen Schachtel. Man nimmt den Deckel ab und holt den Adapter aus der Schutzfolie und das wars auch schon. Ok … doch kein langes Unboxing.
Der Viltrox EF-M2 macht auf den ersten Eindruck einen soliden Charakter. Nicht unbedingt hochwertig, aber einfach gut verarbeitet. Das Material des Gehäuses wirkt etwas billig. Aber für den Preis darf man auch keine High-End-Qualität erwarten. Die beiden Schutzdeckel sitzen relativ straff auf dem Adapter.
Objektive am Adapter anbringen
Wir haben unsere EF-Optiken ausgepackt und eines nach dem anderen durchprobiert. Ich konnte eine Optik leider nicht am Adapter anbringen. Das 18mm Zeiss hat einfach nicht funktioniert und zu viel Gewalt will man ja auch nicht aufbringen. Ich kann auch nicht wirklich den Grund feststellen. Bei meiner 5D funktioniert das 18mm ohne Probleme und hat auch kein Spiel. Das ist schon einmal ein sehr negativer Aspekt für mich (Erklärung folgt am Ende dieses Abschnitts).
Des weiteren musste ich feststellen, dass die EF-Optiken ein leichtes Spiel im Viltrox haben. Sie wackeln leicht hin und her. Wenn man mit der Hand beim Filmen fokussiert, dann stört dieses leichte Spiel nicht ganz so stark. Sobald man aber einen motorisierten FollowFokus (Tilta Nucleus-N) verwendet ist es eigentlich nicht mehr tragbar. Bei sehr schneller Fokusverlagerungen wackelt nämlich das Bild. Diesen Bildfehler kann man später nicht mehr korrigieren. Eigentlich ist das schon ein Rücksendekriterium für mich, aber ich wollte mir noch die optische Qualität des Viltrox EF-M2 anschauen.
UPDATE JANUAR 2022: Manchmal ist man einfach etwas blöd 😀 Ich konnte die Contax Zeiss 18mm nicht beim Viltrox Adapter anschließen, weil beim Contax-Mount zwei etwas längere Nasen hervorstehen. Diese haben blockiert. Mittlerweile habe ich diese Nasen abgefeilt (Objektivkonstrukteure und Historiker drehen sich jetzt im Grab um). Jetzt müsste meine Contax Zeiss 18mm mit dem Viltrox Adapter funktionieren.
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Weitere InformationenOptische Qualität des Viltrox EF-M2
Ich habe den Viltrox EF-M2 an der Blackmagic Pocket 4k angebracht und mit der Canon 50mm f1,4 und meiner Zeiss Contax 28mm f2,8 getestet. Ich filme bei diesen Objektivtests immer meine Kaffeebild ab, da man hier sehr viele kleine Details hat und es ein Bild aus dem echten Leben ist. Natürlich könnte man diesen Test auch an einem Kamera- und Objektivchart machen. Ich finde diese Tests aber immer etwas langweiliger, weil sie so künstlich wirken.
Canon 50mm f1,4
Offenblendig kann man den Adapter eigentlich nicht verwenden, das Bild wird enorm weich. Vielleicht kann man es für einen bestimmten Effektshot nutzen, aber für den allgemeinen Gebrauch ist f1,0 nichts für mich. Die Canon 50mm f1,4 ist jetzt auch nicht unbedingt die schärfste Linse offenblendig. Vielleicht sieht das Ergebnis bei der Canon f1,2 besser aus. Ich bezweifle das aber. Ich habe bei den Bildern auch wieder die 100% Version hinterlegt. Einfach anklicken.
Ab f1,8 sieht es schon etwas brauchbarer aus.
f2,8 und f8 sehen gut aus.
Zeiss 28mm f2,8
Beim Zeiss habe ich ähnliche Ergebnisse. Da das Zeiss sowieso nur eine maximale Blende von f2,8 kann man es in Kombination mit dem Viltrox auch schon offenblendig verwenden.
f8 sieht natürlich wieder gut aus.
Viltrox EF-M2 an der Blackmagic Pocket 4K
Noch ein kleiner Hinweis zum Viltrox auf der BMPCC4K. Wie meine beiden Meike Objektive (Meike 25mm und Meike 16mm) wackelt der Viltrox leicht im Mount der Pocket4K. Mit dem Lenssupport kann man den Adapter dann fest verschrauben. Das löst natürlich noch nicht das Problem, dass die EF Optiken vorne am Adapter leicht wackeln.
Hier könnte man etwas PaperTape an der Optik verwenden. Bei den Meike Optiken habe ich das auch schon gemacht. Das Tape reduziert praktisch etwas den Abstand zwischen Optik und Adapter, ohne dabei die Nahstellgrenze und die Fokussierung auf Unendlich zu verändern. Das ist natürlich mehr eine DIY-Lösung und nicht unbedingt für den professionellen gebraucht gedacht.
Fazit
Ich bin weniger begeistert vom Viltrox EF-M2. Die optische Leistung finde ich für den Preis ok. Aber ich habe ja bereits geschrieben, dass es mir hier weniger auf die optische Leistung ankommt, sondern eher um die Verarbeitung und wie fest die Optiken im Adapter sitzen.
Moderne Optiken
Zur Optik kann ich noch sagen, dass die ganzen neuen Objektive für meinen Geschmack sowieso zu scharf sind, gerade das beliebte Sigma Art 18-35mm f1,8 (Amazon-Link) ist einfach ein Schärfemonster. Das Sigma Objektiv wird ja oft als in Kombination mit dem Speedbooster als heiliger Gral auf MicroFourThirds-Kameras gesehen. Hier könnte der Viltrox Speedbooster genau richtig für euch sein, er macht das Bild der Optik etwas weicher und ihr bekommt noch die anderen Vorteile von einem Speedbooster.
In Kombination mit dem Metabones Speedbooster könnte die Optiken aber wieder zu scharf für euch sein und hier geht meiner Meinung nach auch wieder etwas von der Filmmagie verloren. Es wirkt dann eher wie Video. Ich bin aber auch kein wirklicher Fan vom Sigma 18-35mm. Der Brennweitenbereich ist mir für ein Zoom dann doch zu gering. Und irgendwie sehen mittlerweile sehr viele Filme einfach gleich aus, weil jeder die gleiche Optik verwendet.
Gerade ist ja sowieso der Trend Vintage-Optiken auf modernen digitalen Sensoren zu verwenden. Daher wird man mit dem Viltrox wahrscheinlich glücklich über die optische Qualität sein.
Keine klare Kaufempfehlung für den Viltrox EF-M2
Leider würde ich trotzdem vom Viltrox abraten. Der Preis ist zwar wirklich verlockend, aber das Spiel in den Mounts nicht. Ich habe lieber eine feste Optik. Bei einem Objektiv, das Spiel hat, können auch Bildfehler entstehen. Wer einen einfachen FocalReducer braucht und das Spiel in den Mounts egal ist, der kann auch zum Viltrox greifen. In einem weiteren Artikel schauen wir uns den Metabones Speedbooster an und schauen ob sich der deutliche höhere Preis rechtfertigt.
Update August 2019
Mittlerweile ist auch der Speedbooster von Metabones erschienen, der speziell für die BMPCC4K entwickelt wurde. Hier geht es zum Artikel Metabones Speedbooster XL BMPCC4K Cine. Falls ihr das Budget habt, dann holt euch lieber den Speedbooster von Metabones. Ihr werdet mir einer besseren optischen Qualität belohnt. Der Speedbooster von Metabones ist auch besser verarbeitet. Außerdem könnt ihr bei der Cine-Version die Optik fest im Adapter festziehen. Das macht die Arbeit mit einem Follow Focus deutlich angenehmer.